Fotos über Kriege und Einwanderung in Bonn

Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt Bilder von Paul Goldman und David Rubinger - Sie dokumentieren sechs Jahrzehnte israelischer Geschichte

Fotos über Kriege und Einwanderung in Bonn
Foto: Franz Fischer

Bonn. Ben Gurion steht Kopf. Am Strand von Herzliya demonstriert der Staatsgründer Israels 1957, was er auch symbolisch für sein Land zu tun bereit ist. Und schenkt dem Fotografen Paul Goldman damit ein Motiv, das später noch Geschichte schreiben sollte. Auch und vor allem über Goldmans Tod im Jahr 1986 hinaus.

So ging David Rubinger - auch er ein Pionier der Presse- und Dokumentationsfotografie - 1998 auf die Suche nach genau diesem Bild und förderte dabei den Nachlass Goldmans auf dem Dachboden eines Hauses in einem Vorort von Tel Aviv zutage. Insgesamt 40 000 Negative, die der Nachwelt sonst wohl verloren gegangen wären.

Eine Geschichte, die besser auch nicht hätte erfunden werden können, um die Ausstellung "60 Jahre Pressefotografie aus Israel - Paul Goldman und David Rubinger" in der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung zu eröffnen. Bis zum 20. August sind dort rund 100 Bilder aus sechs Jahrzehnten zu sehen - von der Staatsgründung bis in die Gegenwart, von der Klagemauer bis in die Küche von Staatspräsident Ehud Olmert nach dem gemeinsamen Sabbatfrühstück mit Ehefrau Aliza.

Rubinger hat Goldmans Arbeit wiederentdeckt und sie schließlich mit Hilfe eines kanadischen Sponsors der Öffentlichkeit zugängig gemacht. "Ich wollte Paul Goldman sein", bekannte er in seiner 2008 erschienenen Autobiografie "Israel through my lens. Sixty years as a photojournalist". Was die Qualität und Faszination der Bilder angeht, steht er seinem Idol jedenfalls in nichts nach.

Beide sind mit der Kamera auf die Straße gegangen, sie haben Soldaten gezeigt und ebenso die siegessicheren, nachdenklichen und zum Teil auch erschöpften Gesichter einer Golda Meir oder eines Moshe Dayan. Ein Bild von Schimon Peres beim Auspacken seiner Bücherkartons daheim gewährt mit Augenzwinkern ein paar ganz private Einblicke. Der blutverschmierte Zettel mit dem Text eines Liedes für den Frieden, den Yitzhak Rabin kurz vor seiner Ermordung am 4.November 1995 noch in der Jacke trug, löst unwillkürlich Gänsehaut aus.

So ist es den Organisatoren dieser Ausstellung gelungen, in Momentaufnahmen die Geschichte des ebenso tatkräftigen wie bedrohten Staates zu erzählen, dessen Grundstein am 29. November 1947 mit dem Beschluss der UN-Vollversammlung gelegt wurde, das britische Mandatsgebiet in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen.

Die Fotos überwiegend in Schwarz-weiß zeigen drei überglückliche israelische Fallschirmjäger kurz nach der Einnahme der Klagemauer am 7. Juni 1967, die zuvor 19 Jahre unter jordanischer Kontrolle stand. Und sie zeigen Überlebende des Holocaust bei ihrer Ankunft in der neuen Heimat. So wie einen Jungen, der im Hafen von Haifa noch seine Armbinde aus dem Konzentrationslager Buchenwald trägt. Dieser Junge auf Goldmans Bild wurde 1993 israelischer Oberrabbiner.

Es ist eines rührendsten Motive in Goldmans Sammlung. Seine Pressefotos aus Israel wurden erstmals 2004 von Shlomo Arad zusammengestellt und später mit Fotografien von David Rubinger ergänzt: "Aufnahmen zu machen erfordert viel Gefühl", sagt der heute 84-Jährige. "Manchmal empfindet man Stolz dabei, bei anderen Gelegenheiten ist es Schmerz."

Und immer ist es für ihn und Goldman auch Leidenschaft gewesen, die sich dem Betrachter mitteilt, ohne sich dabei aufzudrängen. Beide, Goldman wie Rubinger, sind Chronisten, die ihre Arbeit und nicht sich selbst wichtig nehmen. Was gewiss auch einer der Gründe gewesen sein dürfte, dass sie so nahe an die herankamen, die direkt vor ihrer Linse Geschichte geschrieben haben.

60 Jahre Pressefotografie aus Israel. Paul Goldman und David Rubinger, bis 20. August, täglich 10 bis 18 Uhr, in der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn, Godesberger Allee 149.

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