Bahnhof Rolandseck Fotografien und Videos von Ursula Wevers

ROLANDSECK · Ursula Wevers steht an der Rheinbrücke und schaut auf das unter ihr langsam vorbeiziehende Containerschiff "CGM Renoir". Elf Mal drückt die Fotografin auf den Auslöser ihrer Analogkamera, bis die Heckwelle des Frachters unter der Brücke verschwunden ist.

Das war vor 14 Jahren. Bis heute lag der entwickelte Film im Archiv der Fotografin, die darauf wartete, die Arbeit irgendwann nach ihren Vorstellungen umsetzen zu können.

Das Warten hat sich gelohnt. Anlässlich der monografischen Ausstellung, die das Arp Museum der 70-jährigen Künstlerin widmet, wurde der Filmstreifen auf einen textilen Bildträger übertragen. Das Besondere: Das 13 Meter breite Großformat zeigt den Film exakt so, wie er aus der Kamera kam, inklusive der schwarzen Balken, die ein Bild vom nächsten trennen.

"Das verlängerte Bild" ist der passende Titel für diese hervorragende Schau, die eine Pionierin der modernen Fotografie auf der Höhe ihrer Zeit zeigt. Seit 45 Jahren arbeitet Ursula Wevers mit Fotografie, Film und Video, lehrte Video an der Kunstakademie Düsseldorf und war bis 2005 Professorin in Wuppertal.

Nun zeigt das Arp Museum über 30 Fotos und Videos, in denen die Erforschung der Grenzbereiche zwischen Fotografie und Bewegtbild im Mittelpunkt steht. Ist Ursula Wevers mit der Kamera unterwegs, überlässt sie sich ganz der Intuition und ihrer fotografischen Erfahrung, die im richtigen Moment die Bildentscheidung herbeiführen. Die Inszenierung entsteht erst später am Leuchttisch, wenn Negative übereinander geschoben werden. Dann vermischen sich die Bildebenen.

Himmel, Meer und ein diffuses Licht werden zur Folie, vor der Architekturdetails, Spiegelungen oder die Silhouette einer Statue auftauchen wie in einem Traumbild. Die Trennbalken zwischen den Fotos bezieht die Künstlerin so geschickt mit ein, dass sie Bestandteil des Bildes sind.

Auch in ihren Videos setzt Ursula Wevers auf die Zeit und deren Möglichkeiten. Durch den Bildausschnitt wird der Betrachter in Geschichten hineingezogen, die sich langsam entwickeln und in denen Details eine Hauptrolle bekommen. Sie freue sich über Zufälle und rechne mit "den dollsten Sachen", sagt die Künstlerin. Aus den Arbeiten spricht eine Zuversicht in die Welt der sichtbaren und unsichtbaren Dinge, die ansteckend ist.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen, bis 3. August. Di-So und an Feiertagen 11-18 Uhr, Katalog, 18 Euro. Am 15. Juni um 12 Uhr führt Kuratorin Jutta Mattern durch die Schau.

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