Fotografien des Amerikaners Borges in Bonner Bundeskunsthalle

"Frauen verändern die Welt" - Im Auftrag der Hilfsorganisation Care in Afrika, Asien und Lateinamerika geknipst

Fotografien des Amerikaners Borges in Bonner Bundeskunsthalle
Foto: Fischer

Bonn. Die Zukunft ist weiblich. Davon ist der in Seattle lebende Fotograf Phil Borges fest überzeugt. Erst recht, seit er im Auftrag der international tätigen Hilfsorganisation "Care" Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika fotografiert hat. Frauen wie Abay, 28, aus Awash Fontale in Äthiopien, die mit zwölf Jahren von zu Hause ausriss, weil sie sich nicht wie die anderen Mädchen in ihrem Dorf beschneiden lassen wollte.

Heute arbeitet sie für Care und hat die Dorfältesten und Clanführer in ihrer Heimat mit einem Film davon überzeugt, künftig auf die Mädchenbeschneidung zu verzichten. Ihr Porträt findet sich in dem 2006 in New York veröffentlichten Bildband "Women Empowered" mit einem Vorwort der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright. Das Buch ist mit dem Titel "Frauen verändern die Welt" auch in Deutschland erschienen. 19 Fotos daraus zeigt die Bundeskunsthalle jetzt bis zum 17. August in ihrem Zentralkabinett im ersten Stock.

Beindruckend direkt und intensiv sind die Bilder allein schon auf den ersten Blick. Phil Borges kennt in seinem Bemühen, Verständnis für die Probleme der Entwicklungsländer zu fördern, keine Berührungsängste: "Ich möchte dem Betrachter diese Menschen als Individuen zeigen, ich möchte ihren Namen nennen und einen Teil ihrer Geschichte erzählen. Sie sollen mehr als nur anonyme Mitglieder einer fremden ethnischen Gruppe sein", sagt der amerikanische Fotograf und Autor, der für seine künstlerische und humanitäre Arbeit mehrfach ausgezeichnet wurde und in zahlreichen Museen in aller Welt ausgestellt hat.

Das ist ihm gelungen. Seine Bilder überwinden Distanz auf einen Blick und bauen binnen Sekunden Brücken über alle nationalen, kulturellen oder auch religiösen Barrieren hinweg. Eine Brücke nach Kabul zum Beispiel, wo die engagierte Lehrerin Fahima nach der Machtergreifung durch die Taliban 1996 ihre Arbeit verlor. Von Verboten ließ sie sich jedoch nicht einschüchtern und unterrichtete 130 Mädchen weiter heimlich in Mathematik, Naturwissenschaften und der regionalen Landessprache Paschtu. Ihre Schülerinnen gaben sie als ihre Tante aus. Bis zum Sturz der Taliban 2001.

Mehr als Mut gehörte dazu, als Transito aus Cayambe in Ecuador 1926 im Alter von 17 Jahren den Besitzer einer Hacienda anklagte, sie sexuell belästigt zu haben. Für diese Anschuldigung ging Transito fünf Monate ins Gefängnis, sprach nach ihrer Freilassung offen über das Elend der Ureinwohner Ecuadors und war maßgeblich an einem Streik indianischer Bauern beteiligt. Das Gesicht der 91-Jährigen wirkt verschlossen, fast abweisend, und büßt dennoch oder gerade deshalb nichts von seiner Faszination ein. Nachdenklich blickt die elfjährige Humaria in Borges' Kamera.

Das afghanische Mädchen trägt durch den Verkauf von Eiern am Straßenrand zum Lebensunterhalt ihrer Familie bei. Für sie ist Bildung ein Luxus, den in ihrem Heimatland vorwiegend Jungen genießen. Der Benachteiligung von Frauen hat Teke Foliwa, 42, auf ihre Weise den Kampf angesagt. Das zur "Queen Mother" gekrönte Oberhaupt aus Have in Ghana war an der Gründung von Frauengruppen beteiligt, deren Ziele die Aufnahme kleiner Kredite zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und eine Schulreform sind. Die Unterwerfung der Frau ist für Teke ein Stück Geschichte, das sie und ihre Mitstreiterinnen längst weit hinter sich gelassen haben. So wie auch Phil Borges es in seinen Bildern dokumentiert.

"Frauen verändern die Welt", bis 17. August im Zentralkabinett der Bundeskunsthalle.

Bildband: "Phil Borges, Frauen verändern die Welt", Frederking & Thaler, München, 112 S., 76 Farbfotos, 19,90 Euro.

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