Bonner Kunstverein Fotograf Franz Fischer hat die Geschichte begleitet

BONN · Diese Fotos sind Erinnerung pur, stecken voller Emotionen. Was Franz Fischer im Lauf der Jahrzehnte im Bonner Kunstverein mit der Kamera festgehalten hat, geht weit über Chronistenwerk hinaus: Es sind kostbare Momente mit großen Persönlichkeiten der Kunst, flüchtige Augenblicke, in denen Menschen sich bei Vernissagen im Kunstverein begegneten.

Man sieht Künstler, die hier ihre ersten Ausstellungen hatten, Arrivierte, die dem Forum die Treue hielten, Besucher, die mit dem Kunstverein älter und reifer geworden sind, Wegbegleiter, die heute nicht mehr unter uns sind.

Kein Wunder, dass sich am Eröffnungstag die Besucher in der Artothek um die Vitrinen scharten und vor der Wand drängten, um Fischers Impressionen zu betrachten und eigene Erinnerungen beizusteuern.

Auch in den Tagen danach kamen Besucher in die Ausstellung "Fokussiert", um Fischers Bilder zu sehen, die seit den 70er Jahren im Kleinen Königshof und in der ehemaligen Blumenhalle am Hochstadenring entstanden. Viele dieser Fotos erschienen auch im General-Anzeiger.

Jenseits hoch emotionaler Momente und witziger Schnappschüsse, die den Zeitgeist einfangen, bietet Fischers Schau einen pointierten Überblick über die Arbeit des Kunstvereins und dessen Protagonisten: Man erlebt Vorstandsmitglieder und Prominenz, sieht die Leiterinnen des Kunstvereins, Margarethe Jochimsen, Annelie Pohlen und Christina Végh in Aktion, verfolgt Künstler beim Ausstellungsaufbau und während der Vernissage.

Zum Beispiel Jean Tinguely (1997) unter dem Motto "Nehmen Sie Dada ernst, es lohnt sich", oder eine sprühende Katharina Sieverding (1992) vor einem hochexplosiven Bild, oder Video- und Performancekünstler John Bock (2001) bei der Arbeit.

Altmeister John Baldessari hatte 2007 sichtlich seinen Spaß, als er mit seiner Kamera in ein riesiges Hörrohr hineinfotografierte, Kiki Smith saß 1992 zauberhaft und nachdenklich auf dem Boden des Ausstellungsraums. Joseph Beuys hat im Kunstverein über den "Erweiterten Kunstbegriff" doziert (1977) und 1980 im Kleinen Königshof seine Installation "Aufbruch aus Lager I" gezeigt.

Die Erinnerungen lassen sich in der ausgezeichneten Festschrift vertiefen, die zum Jubiläum "50 Jahre Bonner Kunstverein" erschienen ist. Irene Horn legt darin eine kompakte Chronik der Ereignisse und Entwicklungen vor, Anne-Marie Bonnet ordnet in einem lesenswerten Text die Rolle des Bonner Kunstvereins ein, Bonnet hat sich gemeinsam mit Yilmaz Dziewior mit den Leiterinnen in der Geschichte des Vereins, Jochimsen, Pohlen und Végh unterhalten.

Letztere sprach mit Philipp Kaiser. Weitere interessante Beiträge von Henning Boecker, Michael Stockhausen, Elisabeth Wynhoff und Stephan Strsembski.

Info: Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22; bis 25. August. Di-So 11-17 Uhr, Do 11-19 Uhr. Die Festschrift ist an der Kasse erhältlich, 240 S., viele Abb., 25 Euro (18 Euro für Mitglieder)

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