Live Music Hall in Köln Fitnesstraining mit "Kraftklub"

Köln · Gängiges Vorurteil: Wer aus Chemnitz kommt, der arbeitet entweder im Call-Center oder macht eine Band auf. Felix Brummer, Karl Schumann, Till Brummer, Steffen Israel und Max Marschk haben sich für die zweite Option entschieden. Und das ist auch gut so.

 Fitnesstrainer Felix Brummer in Köln.

Fitnesstrainer Felix Brummer in Köln.

Foto: Thomas Brill

Bester Beweis dafür: das Konzert in der Live Music Hall. Nach 90 Minuten Fitnesstraining mit "Kraftklub" sind 1 200 Menschen richtig schön ausgepowert, und besser als Ritalin ist das allemal. So ausdauernd, wie Frontmann Felix die Fangemeinde auf Trab hält, könnte er als Trainer in der Muckibude anheuern.

Oder, mit der Parole "Glückliche Menschen sind nicht interessant" und einem Nachnamen, der eigentlich nicht Brummer, sondern Kummer lautet, als Therapeut für depressiv veranlagte Konzertbesucher.

Schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Mit K", das dann gleich von Null auf Eins in die deutschen Charts einstieg, befanden sich die fünf Sachsen auf dem Senkrechtkurs. Facebook und Touren mit "Fettes Brot", den "Beatsteaks" und Hip Hopper Casper machten's möglich.

Bevor, mit Hildegard-Knef-Intro und Sprung in der Platte als Intro, "Ich will nicht nach Berlin" erklingt, müssen sich die Fans in der Live Music Hall gute 60 Minuten gedulden. Wobei gedulden nicht das richtige Wort ist.

Mit "Ritalin", "Juppe" oder "Randale" gibt's die volle Powerpackung, dazwischen immer mal wieder eine erfrischende Wasserdusche und Anleitungen zum nicht mehr ganz so unglücklich sein: "Wenn du mich küsst, dann ist die Welt ein bisschen weniger sch...". Statt Fußball-Rivalitäten zu schüren, propagiert der Mann am Mikro Zusammengehörigkeitsgefühle: "Für heute Abend kommen wir alle aus Karl-Marx-Stadt."

Ehe Brummer "Kein Liebeslied" anstimmt, dem Winter eine Absage erteilt und sich mittenmang in die tobende, wogende Menge vor der Bühne schmeißt, bleibt noch Zeit, die Konzertbesucher dazu aufzufordern, sich auf den Hallenboden zu setzen. Auch das gelingt. Fast kollektiv, mit nur wenigen Ausreißern und ganz ohne Kraftakt. Am Montag gibt es in der Live Music Hall ein zweites Konzert.

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