"Fast wia im richt'gen Leben"

Der Kabarettist Gerhard Polt und sein "Circus Maximus" gastieren im Bonner Pantheon

"Fast wia im richt'gen Leben"
Foto: Müller

Bonn. Ja, der Münchner. Der hat halt ein Herz für Kinder. Jedenfalls, solange sie nicht im eigenen Mietshaus wohnen, dort mit der Eisenbahn spielen und das Fahrrad im Hof gegen die Wand lehnen.

Da nehmen sich aufmerksame und hilfsbereite Nachbarn auch schon mal ein paar Tage frei, um mit dem Tonband die von Purzelbäumen und anderem frühkindlichen Bewegungsdrang verursachten Ruhestörungen für die demnächst anstehende Gerichtsverhandlung aufzuzeichnen.

Gibt's solche Grantlhuber eigentlich nur im Heimatland von Gerhard Polt? Oder schaut der Kabarettist, Satiriker und Autor nur dort genauer hin, wo man selbst am liebsten wegschauen möchte, bevor's einem richtig übel wird.

Die Antwort darauf ist im "Circus Maximus" zu finden - dem gesammelten Werk in einem Band mit allen Geschichten, Stücken, Dialogen und Monologen. Kostproben daraus und weitere Analysen bayerischer Befindlichkeiten servierte Polt jetzt auch nördlich des Weißwurstäquators für die Zuschauer im Bonner Pantheon.

Wer wie Polts zugereister Nachbar die Weißwurst auf den Grill legt, der wird ihn wohl nie verstehen - diesen "naturverbundenen und in seiner Ausdrucksweise mitunter etwas drastischen Volksschlag".

Dessen "Oberlodenträger" Edmund Stoiber - über Deutschlands Grenzen hinaus längst als "Humorist" anerkannt - glaubt, die bayerische Seele gipfele in einem einzigen Laut: dem derb-gemütlichen "Umpf". Damit fängt ja schließlich nicht umsonst fast jede Marschmusik an.

Polts alter Freund Rudi hat mit all dem schon lange nichts mehr am Hut. Inzwischen schon zum dritten Mal verheiratet, fällt seine private Bilanz ernüchternd aus: "Sie sind schon anmutig, diese Thai-Frauen. Aber haltbar sind sie nicht." Das erinnert spontan an einen zu Recht berühmten Sketch namens Mai-Ling.

Wie sich Polt an diesem Abend auch über zweieinhalb Stunden in Bestform zeigt. Und darüber philosophiert, ob es tragischer ist, wenn ein Nichtschwimmer oder ein Schimmer "ersauft". Hauptsache, es gibt am Ufer wieder Pommes-Frites. So wie beim letzten Mal.

Der Spießbürger, der sich's in seiner eigenen Haut allzu bequem eingerichtet hat - das ist und bleibt Polts Lieblingsopfer. Und er dankt es ihm mit Figuren und Geschichten. Die beim Zuschauer und beim Leser ganz genau dahin zielen, wo's richtig wehtut. Fast wia im richt'gen Leben.

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