Nicola Beller Carbone als "Salome" Familienpsychogramm

Sie ist zugleich die Verkörperung weiblicher Grausamkeit, aber auch Inbegriff purer Erotik. Klar, dass Oscar Wildes Bühnenheldin Salome in der rauschhaften Vertonung von Richard Strauss zu den spannendsten Frauengestalten des Opernrepertoires zählt.

 Bonns Salome: Nicola Beller Carbone.

Bonns Salome: Nicola Beller Carbone.

Foto: Caroline Laberge

Nicola Beller Carbone hat sie schon oft gesungen, gespielt und getanzt. Die Bonner Premiere am nächsten Sonntag wird die 14. Inszenierung sein, in der die in Deutschland geborene und in Spanien aufgewachsene Sopranistin mit dieser Figur verschmilzt. "Langweilig wird die Musik nie", sagt sie im Gespräch. "Man findet immer wieder neue Aspekte." An dem Bonner Engagement hat sie vor allem die Zusammenarbeit mit Dirigent Stefan Blunier gereizt, ergänzt sie.

Wenn die Sängerin über Salome spricht, spürt man sehr schnell, dass es die Komplexität dieses extremen Bühnencharakters ist, der sie fesselt. Seit ihrem Rollendebüt 2003 in Osnabrück hat sie unter anderem in Inszenierungen von Nikolaus Brieger, Robert Carsen und Tatjana Gürbaca mitgewirkt. In Bonn führen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka Regie, die hier auch schon George Benjamins "Written On Skin" auf die Bühne brachten.

Nicola Beller Carbone hat in diesem Stück eine spezifisch unterschiedliche Herangehensweise von weiblichen und männlichen Regisseuren festgestellt. "Das Interessante an der Bonner Inszenierung ist, dass die Geschichte als Familienpsychogramm erzählt wird", sagt die Sängerin. "Darin würde ich schon die Handschrift einer Frau sehen." Ein Regisseur wie Robert Carsen denke hingegen immer gesellschaftspolitisch.

Mit "Salome" schrieb Strauss eine Oper, die den Aufbruch in die Moderne repräsentiert. In diesem Umfeld fühlt Nicola Beller Carbone sich musikalisch zu Hause. Sie war schon Marie und Marietta in Wolfgang Korngolds "Die tote Stadt", sie war Puccinis "Turandot" und Alban Bergs Marie aus dem "Wozzeck". Und sie sang in Köln die Carlotta aus Franz Schrekers "Die Gezeichneten". Das decke sich auch mit ihrer Vorliebe in der bildenden Kunst, sagt die in Florenz lebende Sängerin. "Ich gehe lieber ins New Yorker MoMA und schaue mir Kunst des 20. Jahrhunderts an als historische Kunst."

Die von ihr favorisierten Frauenfiguren sind natürlich auch immer eine darstellerische Herausforderung. Längst gibt die Sängerin ihre Bühnenerfahrungen auch an Jüngere weiter, unterrichtet in München, Madrid und hat in der Toskana eine eigene Sommerschule gegründet. Hier legt sie einen besonderen Schwerpunkt auf den szenischen Unterricht. "Das wird an den Hochschulen bei der Sängerausbildung sehr vernachlässigt. Nicht nur in Deutschland."

Premiere am Sonntag, 1. Februar, 18 Uhr. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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