"Pinocchios Abenteuer" Familienoper feiert in Bonn Premiere

BONN · Werk kennt ihn nicht, den kleinen Holzjungen mit der Lügennase, der verzweifelt versucht, ein richtiges Kind aus Fleisch und Blut zu werden? Carlo Collodi hat Pinocchio 1881 in einem der schönsten modernen Märchen Leben eingehaucht, Walt Disney ihm das Laufen beigebracht - und Jonathan Dove das Singen. Dessen Oper "Pinocchios Abenteuer" feiert am Sonntag in Bonn Premiere.

 Szene aus der Bonner Produktion von Jonathan Doves Familienoper "Pinocchios Abenteuer".

Szene aus der Bonner Produktion von Jonathan Doves Familienoper "Pinocchios Abenteuer".

Foto: Thilo Beu

Wer nun jedoch an eine reine Kinderproduktion denkt, der irrt. "Das besondere an der Oper ist, dass sie leicht zugänglich ist und sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet ist", erklärt Regisseur Martin Duncan. Und das trotz ihres enormen Umfangs: 26 verschiedene Rollen gilt es zu besetzen, dazu kommen Tänzer, ein Chor natürlich ein Orchester. "Für eine Kinderoper wäre das unüblich. Aber 'Pinocchios Abenteuer' ist ja auch mehr als das. Es ist der perfekte Einstieg in die Opernwelt."

Kaum jemand kennt "Pinocchios Abenteuer" so gut wie Duncan, weiß so gut um ihre Stärken, ihr Potenzial, ihre Wirkung. Schon die umjubelte Uraufführung 2007 in Leeds hat er inszeniert, später feierte er auch in London, Minnesota, Chemnitz und Moskau Erfolge. "Wenn kleine Kinder mit großen Augen gebannt auf die Bühne schauen und daneben die Eltern das selbe tun - das ist einfach toll", erzählt der Brite.

"Dabei verwenden wir ja keine Tricktechnik, keine Videoinstallationen, sondern nur bemaltes Holz. Und Magie. Die Oper ist fast so etwas wie ein Zauberkasten." Tatsächlich zieht Duncan immer wieder alle Register kindlicher Faszination, setzt auf Akrobaten, Illusion und Puppenspielerei. Zusammen mit den kontinuierlichen Szenenwechseln sei das nicht zuletzt für die Techniker eine enorme Herausforderung, betont Duncan. Immer wieder sollen sich neue Fenster und Türen öffnen, einem riesigen interaktiven Adventskalender gleich. "14 Leute sind hinter der Bühne aktiv, und die haben keine ruhige Minute."

In der Inszenierung setzt Duncan auf einen theatralischen Ansatz, steuert die Oper gar in Richtung Musical. "Mein Team und ich haben in der Tat schon eine Menge Musicals zusammen gemacht", gesteht Duncan. Das habe man auch in diesem Fall einfließen lassen wollen. "Aber gleichzeitig haben wir die Opernstimmen und diese unglaubliche musikalische Kraft." So seien Reminiszenzen an Sergei Prokofjew vorhanden, vor allem an "Die Liebe zu den drei Orangen." Komplex, ohne schwer zu wirken.

Doch vor allem die Mezzosopranistinnen Susanne Blattert und Kathrin Leidig, die sich die Rolle des Pinocchio teilen, werden gefordert, nicht zuletzt, da sie während der gesamten Zeit auf der Bühne präsent sein müssen. "Sie haben aber auch eine fantastische Rolle", schwärmt Duncan. "Pinocchio ist ja gut, aber auch für jeden Unsinn zu haben. Das ist wahrscheinlich etwas, das jeder nachvollziehen kann, wenn er an seine eigene Kindheit denkt."

Die Premiere von "Pinoccios Abenteuer" ist am Sonntag, 1. Dezember, um 18 Uhr. Weitere Veranstaltungen: 8., 15., 26. und 28. Dezember sowie im Januar, Februar und März 2014.

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