Konzertreihe „Bonner Zwischentöne“ 2020 Fabian Müller spielt Beethovens Klavierkonzerte

Bonn · Der Bonner Pianist tritt im Beethoven-Jubiläumsjahr in seiner eigenen Konzertreihe mit dem Kölner Kammerorchester als Solist und Dirigent auf.

 Fabian Müller beim Beethovenfest 2019 als Solist in Clara Schumanns Klavierkonzert.

Fabian Müller beim Beethovenfest 2019 als Solist in Clara Schumanns Klavierkonzert.

Foto: Barbara Frommann

Fast möchte man von einem kleinen Beethovenfest sprechen, das der Pianist Fabian Müller 2020 in der Endenicher Trinitatiskirche auf die Beine stellt. Tatsächlich feiert der Bonner den Jubilar Ludwig van Beethoven mit einer auf fünf Konzertabende erweiterten Ausgabe seiner erst 2017 mit großem Erfolg ins Leben gerufenen Reihe „Bonner Zwischentöne“.

Und er will die Gelegenheit, die ihm das Jubiläumsjahr bietet, nutzen, um sich einen lange gehegten Traum zu erfüllen: Müller spielt am 25. und 26. September 2020 alle fünf Klavierkonzerte des Bonner Komponisten und dirigiert sie zugleich vom Klavier aus. Partner ist das Kölner Kammerorchester, dessen Vorstandsvorsitzender und Intendant des Klavierfestivals Ruhr, Franz Xaver Ohnesorg, zugleich die Schirmherrschaft über das ehrgeizige Projekt übernommen hat.

Müller schätzt das Orchester sehr und arbeitet gern mit den Musikern aus Köln zusammen. Im kommenden Januar zum Beispiel wird er im Rahmen eines Programms mit Werken der Familie Bach in der Kölner Philharmonie in zwei Klavierkonzerten Johann Sebastians am Flügel sitzen (5.1.).

Der Auslöser für den Traum einer zyklischen Aufführung der Klavierkonzerte Beethovens liegt schon ein paar Jahre zurück, als Müllers Lehrer Pierre-Laurent Aimard sie 2009 beim Beethovenfest zusammen mit dem Chamber Orchestra of Europe spielte und dirigierte. Das hat den damals 19-jährigen Nachwuchspianisten ungemein fasziniert und beeindruckt. Und er formulierte für sich das ehrgeizige Ziel, es seinem Professor gleichzutun: „Elf Jahre später, in denen ich sehr viel an diesen Werken gearbeitet habe, ist es endlich soweit.“

Ein bisschen ausprobiert hat er sich in dieser Doppelfunktion als Pianist und Dirigent schon, aber den ganzen Zyklus auf diese Weise zu gestalten, wird eine Premiere für den 1990 in Bonn geborenen Musiker sein. „Ich mag daran, dass es keine Zwischeninstanz gibt“, sagt er. Die Aufführung werde dadurch zu einer „großen Kammermusik“.

Abschluss der „Zwischentöne“ ist so etwas wie Zugabe

Die drei anderen Konzerte der 2020er Ausgabe der „Bonner Zwischentöne“ bieten Kammermusik in kleinerem Format. An jedem Abend wird natürlich ein Werk Ludwig van Beethovens erklingen. Die Reihe startet am 5. März 2020 mit einem Liederabend, den Müller zusammen mit dem jungen Bariton Benjamin Appl gestalten wird. Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“ und Robert Schumanns „Dichterliebe“ bilden den Schwerpunkt des Abends.

Bei der Fortsetzung am 7. Juni  2020, zu der Müller das Monet-Bläserquintett eingeladen hat, ergänzen Werke von György Ligeti, Wolfgang Amadeus Mozart und Francis Poulenc das Quintett für Bläser und Klavier in Es-Dur op. 16 von Beethoven zu einem spannenden Kammermusikabend.

Der Abschluss der „Zwischentöne“ ist so etwas wie eine Zugabe. Denn das Finale gestaltet Müller allein am Klavier: Am 18. Oktober 2020 spielt er nach Johannes Brahms’ zwei Rhapsodien op. 79 und Robert Schumanns zweiter Klaviersonate Ludwig van Beethovens Sonate in f-Moll op. 57, die „Appassionata“.

Müller kann sich für das Beethoven-Special seiner „Zwischentöne“ auf eine starke Unterstützung verlassen. Neben Sponsoren aus der Wirtschaft sind auch der Deutsche Musikrat, die Jubiläumsgesellschaft BTHVN 2020 sowie die Bürger für Beethoven mit im Boot. Bei den Bürgern für Beethoven, die Müllers Karriere auch in der Vergangenheit immer unterstützt haben, engagiert sich der Pianist mittlerweile als Kuratoriumsmitglied.

Müller ist ein Netzwerker. Auch als Konzertveranstalter. Musikalische Abende von der Stange interessieren ihn da nicht. Ihm ist es immer wichtig, „mit Freunden zu musizieren“. Deshalb schätzt er auch Konzepte, wie es der Pianist Lars Vogt in seinem Kammermusikfestival „Spannungen“ im Jugendstilkraftwerk des Eifelortes Heimbach vormacht. Oder – in größerem Rahmen – den „Heidelberger Frühling“. Beim Bonner Beethovenfest vermisst er hingegen den Gemeinschaftssinn. Das Festival sei noch nicht genügend im Herzen der Stadtgemeinschaft verankert, findet er. Da könne ein Klassikfestival viel von Pop- und Rockfestivals lernen, wo das Gemeinschaftsgefühl oftmals sehr viel stärker ausgeprägt sei. „Die sind oft  viel näher dran an der eigentlichen Idee eines Festivals, wo man Zeit in einer Gruppe von Menschen verbringt, mit denen man gemeinsam die Musik genießt.“ Das Beethovenfest wirklich im Herzen der Stadt zu verankern, sei vielleicht die größte Aufgabe für Nike Wagners Nachfolger, meint Müller. Die Festivalintendanz wäre Aufgabe, die auch ihn selbst reizen würde. „Nicht jetzt, aber vielleicht in fünf oder zehn Jahren“, sagt er. Und manchmal – da hat Müller ja einige Erfahrung – gehen Träume in Erfüllung.

Infos im Internet: www.mueller-pianist.com. Karten für die „Bonner Zwischentöne“ gibt es bei Bonnticket.

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