European Jazz Ensemble zu Gast im Landesmuseum

Der alte Mann des Jazz ist traurig, und der Kopf will auch nicht mehr so richtig: Ali Haurand (67) hat den Blues. Zu viele Weggenossen sind gestorben, Charlie Mariano 2009, Peter Herbolzheimer im vergangenen Jahr, Toni Levin vor wenigen Wochen.

European Jazz Ensemble zu Gast im Landesmuseum
Foto: SCA

Bonn. Der alte Mann des Jazz ist traurig, und der Kopf will auch nicht mehr so richtig: Ali Haurand (67) hat den Blues. Zu viele Weggenossen sind gestorben, Charlie Mariano 2009, Peter Herbolzheimer im vergangenen Jahr, Toni Levin vor wenigen Wochen.

Mit dem Schlagzeuger Levin wollte Haurand mit seinen European Jazz Ensemble auf Welttournee gehen. Jetzt muss die "35th anniversary tour" ohne ihn durch elf Länder rollen. Das macht Haurand melancholisch - bis er auf seinem Kontrabass ein feuriges Intro zupft und schlägt.

Da ist er ganz der Alte, heizt seinem Ensemble ein. 425 Jahre hat die achtköpfige All-Star-Formation auf dem Buckel - wobei die Zugänge Clark Tracey (50) und Matthias Schriefl (30) den Schnitt nach oben treiben. Im Rheinischen Landesmuseum weicht anfängliche Melancholie einem furiosen Spiel, homogen im Ensemble-Sound, spannend in den einzelnen Soli.

Ein exzellenter Abend, bei dem Jiri Stivin mit seiner Querflöte gackert, Alan Skidmore (Tenorsaxofon) unglaublich geschmeidig phrasiert, Stan Sulzmann und Gerd Dudek (beide Tenoristen) eher auf schroffe, kantige Elemente setzen. Rob van den Broeck am Piano hätte man mehr Soli gewünscht, er ist phänomenal, wie auch der neue Drummer Tracey.

Der Clou des Abends aber ist Schriefl, eines der wirklich großen Talente am Trompeterhimmel. Er machte mit seinen Lauten und Läufen einen Klasse-Abend zur Extraklasse (am Sonntag spielt Schriefl um 19.30 Uhr im Café Göttlich, Fürstengasse 4). "Alis Source and Waltz", "No more chains", "Blau Blusen" und "Pulque", alles bewährte Nummern aus dem Repertoire, zündeten. Als Zugabe hinreißend: "Rosemaries Baby" von Krzysztof Komeda.

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