Verhandlung über Armageddon Euro Theater Central zeigt Felix Mitterers "Krach im Hause Gott"

Bonn · Die Menschheit hat versagt. Und Schuld daran trägt Gott. Auch wenn er es nicht wahrhaben will. "Macht euch die Erde untertan", hat er den Menschen aufgetragen, und genau das haben sie getan. Mit Gewalt in Seinem Namen gegen die Natur und sich selbst.

 Jüngstes Gericht: Szene aus dem Stück "Krach im Hause Gott".

Jüngstes Gericht: Szene aus dem Stück "Krach im Hause Gott".

Foto: Thomas Kölsch

Jetzt jedoch hat der Herr genug, ruft zum Jüngsten Gericht und ernennt ausgerechnet Satan und Jesus zu Verteidigern, die in einem letzten Versuch Argumente für einen Fortbestand der Schöpfung liefern sollen. Was unweigerlich zu "Krach im Hause Gott" führt. Diese so betitelte absurd-komische Mysterienspiel-Parodie des österreichischen Dramatikers Felix Mitterer hat sich nun das Euro Theater Central als erste Produktion des Jahres auserkoren - und sie dank einiger herausragender Schauspieler zu einer äußerst unterhaltsamen Inszenierung gewandelt, die sich trotz einiger Schwächen der Vorlage durchaus sehen lassen kann.

Vor allem Nikolaus Büchel, der auch die Regie übernommen hat, sowie Lucas Sánchez liefern als Luzifer und Gottessohn eine Meisterleistung ab: Der eine ein verschlagener, eloquenter Rhetoriker, der geschickt die widersprüchlichen Gefühle der Dreifaltigkeit manipuliert und am Ende als klarer Sieger das Feld verlässt; der andere ein leidenschaftlicher junger Mann, der durch all das ihm zugefügte Leid eigentlich schon längst die Menschheit aufgegeben hat und dennoch eindringlich für sie kämpft.

Herrlich das Zusammenspiel der beiden, zumal der Teufel es natürlich nicht lassen kann, Jesus erneut zu versuchen, was diesen nur noch zerrissener werden lässt. Keine leichte Rolle. Doch Sánchez gelingt es, die verschiedenen Facetten geschickt auszuarbeiten und derart authentisch wirken zu lassen, dass sein Jesus plastischer und menschlicher wirkt als alle anderen Figuren auf der Bühne. Andererseits sind die mitunter auch sehr plakativ gezeichnet.

Insbesondere der Heilige Geist agiert lediglich als eine Art Stiefellecker Gottes, der immer wieder auf die Vernichtung alles Stofflichen drängt und dabei entgegen seiner Art in der Regel ohne Ratio argumentiert. Eric Carter bemüht sich zwar, diesem seltsam unstofflichen Wesen Leben einzuhauchen, hat aber nur zum Teil Erfolg; zu oft wirken sein Zorn auf die Menschen im Allgemeinen und auf Jesus im Besonderen aufgesetzt und bemüht. Ein ähnliches Schicksal widerfährt Lisa Wildmann, die in verschiedenen Inkarnationen der Weiblichkeit und schließlich als Muttergottes auftritt: Gerade als Putzfrau und dauerkichernde Bewerberin für einen Posten als Sekretärin im Himmel obliegt ihr die undankbare Aufgabe, Klischees zu bedienen.

Immerhin zeigt sich Wildmann dabei überaus wandlungsfähig und beweist Lust am Spiel mit besagten Vorurteilen. Komplettiert wird das Ensemble durch den souveränen Thomas Krutmann, dessen Gott ein resignierter Patriarch ist, der in verletztem Stolz alles hinwerfen möchte und erst durch satanische Logik seine eigene Fehlbarkeit erkennt.

Apropos Logik: Der hat Autor Mitterer nicht immer konsequent die Führung überlassen. So manche Argumente für und vor allem wider die Menschheit sind eher löchrig - und ob wirklich alles besser wäre, wenn Frauen statt Männern die Welt regieren würden, ist ohnehin eine müßige Diskussion. Trotz dieser textlichen Schwächen vermag der 80-minütige "Krach im Hause Gott" aber gut zu unterhalten. Passt also. Und dank der exzellenten Darbietung von Büchel und Sánchez lohnt sich ein Besuch allemal.

Nächste Vorstellung: Sonntag, 10. Januar, 18 Uhr. Karten: Theater- & Konzertkasse in der Galeria Kaufhof.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort