Ester-Rachel-Kaminska-Theater im Bonner Haus der Geschichte

Bonn. Viele Bonner musste das Haus der Geschichte am Sonntag Abend abweisen: Der Saal war einfach zu voll. Großes Interesse weckte das Gastspiel des Staatlichen Jüdischen Ester-Rachel-Kaminska-Theater aus Warschau.

"Und es geschah ein Wunder", so der Titel des musikalischen Spektakels.

Den Zuschauern wurde ein Potpourri aus Liedern geboten, eine Sangesrevue, die durch die jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts in Polen führt: vom ärmlichen Leben in der kleinen Stadt auf dem Lande über das Leiden im Warschauer Ghetto bis zur Freude und den Stolz über die Gründung des Staates Israel, die sich 2003 zum 55. Mal jährt.

Durch den vom Haus der Literatur ausgerichteten Abend führte der Direktor des Theaters, Szymon Szurmiej, als Erzähler, der sich gleich für Sprachprobleme entschuldigte: "Man sagt, gutes Jiddisch sei schlechtes Deutsch."

Die Lieder auf Jiddisch und Hebräisch wurden ergänzt durch symbolhafte Spielszenen. Mal sangen nur die Frauen in melancholischer Stimmung von ihrer Armut, dann wurde in ansteckender Fröhlichkeit der Sabbat gefeiert. Auch die Stimmung im Warschauer Ghetto fand ihren Ausdruck in der Musik, ebenso wie die leise Hoffnung auf bessere Zeiten.

Das zehnköpfige Ensemble des jüdischen Staatstheater und die drei Musiker schufen eine ganz eigene Stimmung, entführten die Zuschauer in vergangene Zeiten und ein fernes Land. Eine sehenswerte Aufführung, deren Besuch sich lohnt. Am Ende bekamen die Bonner von Szymon Szurmiej noch ein sehr nettes Kompliment: "Sie glauben jetzt bestimmt, das sage ich bei jedem Auftritt. Aber es ist wahr: Ein solches Publikum haben wir noch nie gesehen."

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