Konzert von Noel Gallagher Es klappt auch ohne den kleinen Bruder

Düsseldorf · Knapp 5000 begeisterte Fans feierten Noel Gallagher und seine High Flying Birds beim einzigen NRW-Konzert seiner "Chasing Yesterday"-Tour in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.

 Erfinder des Brit-Pop: Ex-Oasis-Mann Noel Gallagher.

Erfinder des Brit-Pop: Ex-Oasis-Mann Noel Gallagher.

Foto: THOMAS BRILL

Im Mittelpunkt des WDR-Rockpalast-Auftritts standen Songs seines vor knapp vier Wochen veröffentlichten Albums "Chasing Yesterday", doch viele Fans hofften natürlich auch auf Oasis-Klassiker - sie sollten mit "Fade Away", "Supersonic Champagne" sowie dem mittlerweile durchaus programmatisch zu verstehenden "Don't Look Back in Anger", der als Zugabe beinahe so etwas wie innige Andacht unter den mitsingenden Fans verbreitet, nicht enttäuscht werden.

Auch wenn der "kleine" Bruder Liam nach Auflösung von dessen Band Beady Eye als Reibungsfläche nicht mehr taugt, so scheint der 47-jährige Noel noch immer einen riesigen Spaß zu haben, wenn er polarisieren kann, etwa mit dem jüngst vom (Facebook-) Zaun gebrochenen Shitstorms. Es zeugt allerdings von maßloser Überschätzung Helene Fischers, wenn er den Schlagerstar gleich als Gefahr für die weltweite Musikwelt einstuft, und er hat schlichtweg keine Ahnung, wenn er deutschen Hip-Hop komplett ignoriert.

Mit "Do the Damage" vom neuen Album eröffnet Gallagher das Konzert und schiebt mit "(Stranded On) The Wrong Beach" sowie "Everybody's On the Run", bei dem bereits in bester Stimmung rhythmisch mitgeklatscht wird, zwei ältere High Flying Birds-Nummern hinterher.

Mit den neuen Songs wie "In the Heat of the Moment", "The Girl with the X-Ray Eyes", dem punkig-knackigen "You Know We Can't Go Back" oder dem psychedelischen "The Riverman" erweist Noel Gallagher dem musikalischen Gestern einmal mehr seine Reverenz. Er brilliert als kreativer, dennoch überzeugt wertkonservativer Musiker, der einst aus seiner Schwäche für Beatles- und Stones-Sounds den Brit-Pop 2.0 kreiert hat. Es gibt jubelnden Applaus, der jedoch nicht verbergen kann, dass der eher extrovertierte Liam der eindeutig bessere Sänger ist.

Die Frage aus dem Publikum, wo denn Liam sei, bringt Noel nicht aus der Fassung. "Vermutlich in London, sieht sich vielleicht im Spiegel an", lautet seine coole Antwort. Die Fans respektieren zwar die neue musikalische Ära Gallaghers als Solo-Musiker, aber eigentlich wünschen sich viele insgeheim eine Oasis-Reunion.

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