Cro Album "Melodie" Es geht ihm gut

Bonn · Auch zwei Jahre nach seinem märchenhaften Aufstieg geht bei Cro nichts ohne seine Pandamaske - zumindest sobald sich eine Kamera nähert. Cro hat mit "Melodie" das zweite Album herausgebracht. Im November gibt er ein Konzert in Köln.

 Panda-Pop: Cro am 7. Juni auf der Seebühne in Bregenz.

Panda-Pop: Cro am 7. Juni auf der Seebühne in Bregenz.

Foto: dpa

Mit einem schnellen Handgriff zieht Carlo Waibel das weiß-schwarze Plastik aus seinem Rucksack, um sich selbst als einer der gefragtesten deutschen Rapper stets noch ein Stück Anonymität im Alltag zu bewahren. "Dank der Maske kann ich einfach jederzeit aussteigen. Maske weg und ich bin raus", sagt der Schwabe im Gespräch zu seinem neuen Album "Melodie" . "Das ist so gut, dass ich dieses Hintertürchen habe."

Fünf Mal Gold, zwei Echos, Bambi, Auftritt bei "Wetten, dass ..?" - "es war extrem, im Quadrat fünfmal extrem", erinnert Cro den Hype nach seinem Erstling "Raop". Das Rezept ist das gleiche geblieben: Überwiegend positive Texte zu leichten Themen - häufig stehen Frauen im Mittelpunkt. "Ich habe überwiegend gute Laune, es ist nicht viel Scheiße passiert, deshalb schreibe ich darüber, dass es mir gut geht", charakterisiert Cro seine Gefühlswelt.

Mit Erfolg: Die erste Single-Auskopplung "Traum" landete direkt auf den ersten Platz der Charts. Und auch "Melodie", am vergangenen Freitag erschienen, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf den ersten Plätzen wiederfinden. Auf dem Album gibt es beschwingte Beats mit Bläsern zu hören, zeitweise wie bei "Bad Chick" angelehnt an funkigen Westcoast-Sound der frühen 1990er Jahre.

Dabei kennt der Mittzwanziger durchaus Selbstzweifel, beschreibt die immensen Erwartungen seiner Fans und seinen schwierigen Start auf dem Weg zur neuen Platte. "Ganz am Anfang dachte ich kurz: Oh-oh, zweites Album, alle werden noch viel mehr als bei ,Raop' drauf achten, was und wie ich es mache". Die Skepsis hielt nicht lange - "nach einem halben Tag habe ich einfach losgelegt, es hat funktioniert." Mit Erfolg und manchmal unerwünschten Nebenwirkungen, erst Anfang April wurde ein Gratis-Konzert in Hamburg wegen des zu großen Fan-Andrangs abgesagt. Auch wenn der Rapper Cro eine Zeit lang von der Bildfläche verschwunden war, gab es für den Geschäftsmann Waibel seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr. Die Rastlosigkeit ist ihm auch im Berliner Büro seines Plattenlabels am Spreeufer anzumerken. Immer wieder kippelt Cro mit seinem Stuhl vor und zurück, spielt an seinem Smartphone herum, gähnt bei langweiligen Gesprächsthemen (Fußball).

In diesen Momenten spürt man das "kindliche Augenzwinkern", das er in "Never Cro Up" zusammen mit dem Widerwillen gegen das Erwachsenwerden thematisiert. "Mir ist die Freiheit wichtig, in jedem Moment sagen zu können: Lass uns jetzt abhauen, wir fahren dahin", beschreibt Cro sein Naturell, das mit der öffentlichen Maskerade einhergeht. "Frei sein können viele Erwachsene nicht mehr, die haben Frau, Kinder und Verpflichtungen und können nicht mehr einfach los."

Auch deshalb will er vorerst nicht den Weg des deutschen Altmeisters des Rap mit Maske nachahmen. Vor Erscheinen des eigenen zweiten Albums hatte Sido seinen Totenkopf abgenommen - auch wenn er den Berliner als "überkrass" verehrt, bleibt die Verlockung der schnellen Verwandlung für Cro zu groß: "Deshalb bleibt die Maske auch." dpa

Cro: Melodie. Groove Attack. Am 27. November spielt Cro in der Lanxess-Arena in Köln. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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