Erstes Deutsches Zwangsensemble

Hardcore-Kabarett in der Bonner Springmaus

Bonn. Aus dem Süden der Republik kommen sie, sind zu dritt, alle so um die 30. Einer mit Zopf, die anderen beiden mit Kurzhaar. Erstes Deutsches Zwangsensemble nennt sich das Trio, Mach 3 mit Ausrufezeichen heißt ihr Programm, und der Untertitel verspricht nicht weniger als "Hardcore-Kabarett".

Was die Herren in der Springmaus so bieten, ist zwar nicht Hardcore, aber ein größtenteils ansprechender, launiger Kabarett-Mix. Mathias Treter, Claus von Wagner und Philipp Weber teilen sich den Abend mit Solo-Nummern und gelegentlichen Kooperationen auf. Politisches Kabarett ist ihr Steckenpferd, auch wenn dieses in der Zeit nach Brandt, Wehner und Strauß nicht mehr den vollen Galopp hinlegen kann: "Die haben politische Fußstapfen hinterlassen, in denen könnte Guido Westerwelle einen dreiwöchigen Segeltörn starten."

Von Wagner, norddeutsches Elternhaus, protestantisch, hat's als "Zug'reister" im Freistaat Bayern nicht leicht. Jede Menge Konfliktpotenzial, aber das weiß man ja vorher: "Der Dalai Lama kauft sich schließlich auch keine Doppelhaushälfte in China." Außerdem will er herausgefunden haben, wie das dreistufige Argumentationsmodell der CSU funktioniert: "Ha? Woas? Naa!"

Philipp Weber, der Zopfträger, weiß auch ein (Klage-)Lied über die Christlich-Soziale Union zu singen. Konkret geht es um ein T-Shirt der Partei mit dem Schriftzug "Heimat erhalten - Zukunft gestalten". So kläglich der Slogan, so verheerend die Folgen für den Träger dieses Hemdes: "Wissen Sie, was das für einen 15-Jährigen bedeutet, wenn er damit ein Konzert der Toten Hosen besucht?"

Mathias Tretter ereilen angesichts einer nicht ausgeschlossenen Kanzlerin Angela Merkel völlig neue transatlantische Visionen. Militärische Kooperationen mit den USA gegen die bösen Araber, und "Super-Angie reist im Sternenbanner-Bikini zur Truppenunterstützung in den Iran". Und Bundesinnenminister Otto Schily ist für Tretter die "Domina der SPD". Beim Besuch des amerikanischen Präsidenten George W. Bush in Mainz sei "ein feuchter Traum Schilys Wirklichkeit geworden: Zugeschweißte Gullydeckel".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort