Haus der Geschichte Erster im Bundestag benutzter iPad kommt ins Museum

BONN · Als Bundestagsmitglied Jimmy Schulz im Mai 2010 mit seinem iPad an das Rednerpult trat, hätte er nicht gedacht, dass sein Auftritt historisch werden würde. Zwar war sein Beitrag zur europäischen Bürgerinitiative schnell vergessen, stattdessen trat er aber eine Debatte über Tablet-Computer im Parlament los.

 Jimmy Schulz und sein iPad am historischen Rednerpult im Haus der Geschichte.

Jimmy Schulz und sein iPad am historischen Rednerpult im Haus der Geschichte.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Laptops waren während der Sitzungen verboten, aber die Geschäftsordnung regelte nicht den Umgang mit Tablet-PCs", sagte Schulz gestern im Haus der Geschichte. Für die Sammlung des Museums spendete der 44-jährige FDP-Politiker sein iPad von damals.

Geplant war Schulz' Auftritt nicht: "Ein Kollege hatte mir gesagt, ich solle es einfach mal ausprobieren." Erst fünf Monate später entschied der zuständige Bundestagsausschuss, dass Tablet-Computer in Parlament benutzt werden dürfen. "Da hatten aber schon viele Abgeordnete nachgezogen", erzählte Schulz.

Trotzdem führte sein Aufritt zu heftigen Diskussionen. Einige befürchteten, dass die kleinen Computer die Ruhe in den Sitzungen stören könnten. Schulz hielt dagegen und argumentierte, dass das Tablet nichts anderes als ein digitaler Stapel Papier sei. "Es machte keine Geräusche, niemand konnte darauf rumtippen und auch nicht als Barriere vor sich aufklappen."

Heute haben rund 500 der 620 Bundestagsmitglieder ihr Tablet immer dabei. "Es ist auch eine Arbeitserleichterung", so Schulz. Nachrichten könnten schnell mit der Geschäftsstelle ausgetauscht werden, ohne dass Kollegen oder Saaldiener hin und her rennen müssten.

Für das Museum, das in seiner Sammlung auch das iPad von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat, steht Schulz' Gerät für den rasanten digitalen Wandel. "Nicht nur im Bundestag, sondern in der gesamten Bevölkerung", sagte Harald Biermann vom Haus der Geschichte. Schließlich sei das iPad erst kurz vorher auf den Markt gekommen und habe schon wenige Monate später zur Grundausstattung der Politiker gehört.

Jimmy Schulz, der eigentlich IT-Unternehmer ist, setzt sich auch jetzt noch für die digitalen Themen im Bundestag ein. Als nächstes möchte er die Verschlüsselung von Daten angehen, damit Politiker und Bürger sich sicher austauschen können. "Denn ich möchte nicht, dass mich jemand ausspionieren kann, auch nicht die Geheimdienste."

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