Kabarett-Wettbewerb Eröffnung der 18. Spaß und Satire Open im frisch renovierten Casino

BONN · Die ersten vier Kandidaten haben auf einem beeindruckenden Niveau den Deutschen Kabarett-Wettbewerb Prix Pantheon eröffnet. Aber es ist noch Luft nach oben.

 Gegenwartslyrik: Christine Prayon liest Texte von Mario Barth.

Gegenwartslyrik: Christine Prayon liest Texte von Mario Barth.

Foto: Melanie Grande

Die Zeiten, als die Politprominenz in den Katakomben des Bonn-Centers um Haus und Hof gespielt hat, sind passé. Endgültig. Legenden aus den guten alten Hauptstadtzeiten. Casino Royale - das war einmal. Auch wenn ein geheimnisvoller, leicht verruchter Nimbus recht gut zu einem Kabarett-Theater passt. Oberflächlich betrachtet.

Schaut man genauer hin - und dazu hatten die Zuschauer am ersten Wettkampftag des Prix Pantheon ausreichend Gelegenheit -, ist der Keller für die Zukunft als Nachwuchsbühne gut aufgestellt. Unverputzte Wände, eine Galerie und eine Bühne, die Künstler und Publikum viel näher zusammenbringt als nebenan im großen Haus, wo die Spaß und Satire Open in den ersten 17 Jahren ausgetragen wurden.

Stammgäste allerdings müssen sich komplett neu orientieren. Neuer Moderator, neues System. Fritz Litzmann (Rainer Pause) hat das Mikro an den Ex-Prix-Kandidaten Hennes Bender (2002) abgegeben und sitzt nun Seite an Seite mit Vereinskollegen Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich).

Was natürlich nicht ganz zufällig an die nach den New Yorker Hotels Statler und Waldorf benannten Chefnörgler aus der Muppets-Show erinnert.

Gewettert wird frei Schnauze über alles - zum Beispiel über Benders Heimat, den klischeeüberladenen Ruhrpott. Aber nein, der junge Mann trägt keine Grubenlampe, braucht nichts Warmes zu Essen und muss auch nicht kräftig abhusten. Allenfalls das Lampenfieber kommt ihm gelegentlich dazwischen; durchaus verständlich, wenn man in solche Fußstapfen tritt.

Mit populären Abziehbildern kennt sich auch Abdelkarim aus, der erste Kandidat des ersten Wettkampftages. Alles irgendwo schon mal gesehen und gehört, mag man meinen, doch der Marokkaner aus Bielefeld dreht das Ganze eins weiter und macht Laune, vor seinem herrlich überzogenen "Migrationsvordergrund".

So nennt er das selbst. Er überzeichnet die Karikatur von Kanak Sprak, 3er-BMW und Türsteher endgültig. Und er tut dies mit Lust und Laune. Alles in allem kein schlechter Start.

Christine Prayon gibt etwas mehr Gas. Und die selbst ernannte "Diplom-Animatöse" wird mit jeder Nummer besser. Sie kann säuseln und seufzen wie Carla Bruni. Sie ist sich auch nicht zu schade, sich coram publico in unvorteilhafte Posen zu werfen. Und läuft mit Badekappe, Chlorbrille und sportlichem Einteiler bei der Dichterlesung aus dem Zyklus "Männer sind primitiv, aber glücklich" eines gewissen Mario B. zu Höchstform auf. Diese Nummer ist so herrlich absurd, dass man auf das Original gern verzichtet.

Herr Niels wiederum - Kandidat Nummer drei eines bemerkenswert gut gemischten Wettkampftages - bringt den Charme mit, der Passsanten dazu bringt, stehenzubleiben, einem Artisten auf der Straße zuzuschauen und sich in der Hektik des Tages eine kleine Auszeit zu gönnen.

Pantomime, Clown und Gummimensch: Das ist liebenswert, aber ist es auch abendfüllend? Oder soll man sich die Zeit lieber mit den seelischen Abgründen des in Schwaben lebenden Österreichers Stefan Waghubinger vertreiben? "Langsam werd' ich ungemütlich" heißt sein Solo. Aber er wird's nicht. Vielmehr ein wenig larmoyant, wenn auch unterhaltsam dabei. Heißt alles in allem: Vier Kandidaten auf einem beeindruckenden Niveau, die aber durchaus noch Luft nach oben lassen. Für die nächsten heißt es damit: Faîtes votre jeu.

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