Beethoven-Competition in Bonn Erfolgsrezept Fußball und Musik

Bonn · Obwohl es für einen Einzug ins Finale der Beethoven-Competition für Dorothy Khadem-Missagh nicht gereicht hat, wird sowohl der Sonntag als auch der Samstag für die junge Pianistin im Zeichen des Erfolges stehen.

 Dorothy Khadem-Missagh erhält den Preis für die beste Kammermusik-Interpretation und den Beethoven-Haus-Preis.

Dorothy Khadem-Missagh erhält den Preis für die beste Kammermusik-Interpretation und den Beethoven-Haus-Preis.

Foto: Nancy Horowitz

Gleich drei mal wählte das Publikum Khadem-Missagh in einer Onlineabstimmung als ihren Favoriten und damit zur Preisträgerin des Beethoven-Haus-Preises. Der Preis wird nach dem Preisträgerkonzert am Sonntagabend im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses verliehen. Für ihren Auftritt mit dem Geiger Denis Goldfeld erspielte sie sich zudem den Kammermusikpreis, der ihr gemeinsam mit Filippo Gorini am Samstagabend verliehen wird.

Für Dorothy Khadem-Missagh hätte es ganz anders kommen können. Auch wenn die in Österreich geborene Tochter eines Iraners mit dem Beruf der Musikerin die jahrelange Familientradition fortsetzt, war es kein Klavier, an dem sie ihre ersten musikalischen Gehversuche machte. "Mit drei Jahren wollte ich unbedingt Cello spielen. Das war wegen meiner Körpergröße aber unmöglich", so Khadem-Missagh. Für sie kein Problem - dann sollte es eben eine umgebaute Bratsche sein.

Ein halbes Jahr später war die Faszination an den Streichinstrumenten dann schon wieder vorbei. Daran dürften auch die Geschwister schuld sein, wie Khadem-Missagh mit einem Lächeln berichtet: "Ich bin eine Nachzüglerin, meine Geschwister sind viele Jahre älter als ich und als Streicher ebenfalls professionelle Musiker. Wahrscheinlich war es der Reiz an etwas Anderem, was mich an das Klavier brachte." Khadem-Missaghs Vater ist nicht nur Komponist, sondern auch professioneller Geiger. Als Konzertmeister des Tehran Symphony Orchester nahm er an einem Kulturaustausch in Österreich teil, um sich anschließend für ein Leben in Europa zu entscheiden.

Das Abitur absolvierte Dorothy Khadem-Missagh in Österreich, ihr Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien nahm sie mit dem sechsten Lebensjahr auf. Für die junge Musikerin war diese Doppelbelastung stets mit dem Ziel verbunden, ihre Passion zum Beruf zu machen. "Musik war nie ein Hobby für mich, sondern harte Arbeit. Dass Talent in die Wiege gelegt ist, glaube ich nicht. Und wenn - dann reicht das noch lange nicht, um Musik professionell zu betreiben", so Khadem-Missagh.

Neben dem Faible für Musik war auch der Sport prägend in Khadem-Missaghs Jugend - trotz des Verletzungsrisikos: "Als Jugendliche habe ich Fußball gespielt. Ich war so erfolgreich, dass ich das einzige Mädchen in der Schulmannschaft war". Heute bleibe dafür "leider keine Zeit mehr".

Zeit nimmt sich Khadem-Missagh für ihr großes Hobby - das Reisen. "Ich habe das Glück einem Beruf nachgehen zu können, der sich durch Grenzenlosigkeit definiert", sagt sie. Als besonderes Erlebnis beschreibt sie ihre letzte Tournee durch Japan und China. Auch Religion spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Sie praktiziert das Bahaitum, eine der jüngsten Religionen. "Auf der väterlichen Seite habe ich islamische Vorfahren, in meinem mütterlichen Stammbaum gibt es Jüdische. Es haben also verschiedene kulturelle Einflüsse auf mich eingewirkt", so Khadem-Missagh, die fünf Sprachen spricht.

Neben ihrem Vater ist der österreichische Pianist Friedrich Gulda eines ihrer musikalischen Vorbilder. Sie begeistert ganz besonders das Interpretationsvermögen des vor fünfzehn Jahren verstorbenen Künstlers - ein Stilmittel, das sie sich für die musikalische Zukunft vorbehält. "Ich kann mir durchaus vorstellen, irgendwann auch mal live zu improvisieren. Allerdings steht mir da noch einiges an Übung bevor", offenbart sie. Als Königsklasse der Musik nennt Khadem-Missagh das Kammermusikspiel. "Obwohl ich vorrangig solistisch auftrete, genieße ich das Musizieren mit anderen Menschen. Auch deswegen war das Zusammenspiel mit Denis Goldfeld das reine Vergnügen". Diesen Eindruck hatte wohl auch die Jury des Kammermusikpreises.

Gemeinsam mit Filippo Gorini tritt Dorothy Khadem-Missagh als Beethoven-Haus-Preisträgerin am Sonntag, 13. Dezember, 18 Uhr, im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses auf. Das Finale und die Preisverleihung der Beethoven-Competition finden am Samstag um 19 Uhr im Großen Saal der Beethovenhalle statt. Hier gibt es einen Live-Stream der Veranstaltung:

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