Er liebt Musik, und deshalb lässt er sie frei

Der Niederländer Hans Liberg und seine "Neunte" im Bonner Opernhaus

Er liebt Musik, und deshalb lässt er sie frei
Foto: Müller

Bonn. Ein Holländer nimmt sich im Opernhaus der Beethovenstadt Bonn "Die Neunte" vor. Darf der das? Keine Frage, wenn es sich bei dem Gast mit dem gelben Nummernschild um den niederländischen Musik-Comedian Hans Liberg handelt.

Wobei die "Neunte" in dessen inzwischen neuntem Bühnenprogramm zwar auch ein Thema ist, aber bei weitem nicht das einzige. "Quatsch keine Oper" heißt die gemeinsame Veranstaltungsreihe von Pantheon und Theater Bonn. Was Liberg natürlich niemand zurufen würde.

Vor ausverkauftem Haus präsentierte er sein ebenso respektloses wie hinreißendes Crossover von Beethoven bis Procul Harum, von Mozart bis Simon & Garfunkel. Die These: "Musik ist an und für sich nicht witzig." Der Gegenbeweis: Libergs "Neunte". Sein Streifzug quer durch die Musikgeschichte besteht größtenteils aus Anspielungen.

Von Bachs Goldberg-Variationen bis zu "Let It Be", von Barbers "Adagio" bis "A Whiter Shade Of Pale". Das reicht in der Regel, um die Titel wiederzuerkennen und zu sehen, dass Liberg keine Grenzen (aner)kennt. Er liebt Musik, und deshalb lässt er sie frei. Das, was seine Zeitgenossen gemeinhin unter E oder U verstehen, kümmert ihn nicht.

Abgesehen davon, dass Liberg seine Instrumente - vom Klavier über die Orgeltastatur bis zur Trompete und zur afrikanischen Trommel - virtuos beherrscht und außerdem eine gute und vielseitig einsetzbare Stimme besitzt, ist sein ungewöhnlicher und vor allem auch ausgesprochen unterhaltsamer Stil schon mehrfach preisgekrönt worden. So wurde Liberg 1997 mit dem "Emmy" in der Kategorie "Popular Arts" ausgezeichnet.

Libergs erstes Kabarettprogramm im Jahr 1981 vor rund 40 Zuschauern dauerte damals gerade mal eine halbe Stunde. Übel genommen hat ihm diese Bescheidenheit seinerzeit wohl keiner. Ganz im Gegenteil. Seit mehr als zwei Jahrzehnten tourt der 52-Jährige durch Europa und die Vereinigten Staaten.

Hat sowohl den Umfang seines Programms als auch die Zuschauerzahlen deutlich steigern können und beweist seinem Publikum auf Englisch, Holländisch oder auch Deutsch, wie dünn die Trennlinie zwischen Klassik und Moderne tatsächlich sein kann und wie leicht es im Grunde ist, einfach mal von der einen Seite auf die andere zu springen.

Darf man also über Beethoven, Mozart, Schubert oder Vivaldi lachen? Liberg erteilt Absolution. Zumindest für einen Abend. Sich seinem Humor zu entziehen wäre schwer. Und würde ohnehin nur dem Genuss im Wege stehen. Zwar haben die Bonner zu guter Letzt keinen Emmy zu vergeben. Dafür aber stehende Ovationen und mehr als bedauernde Blicke, als der Künstler zum Abschied von der Bühne winkt.

Hans Liberg ist am 15. April 2007 wieder in Bonn zu sehen. Karten gibt es beim Ticket-Shop des General Anzeigers sowie direkt beim Pantheon unter (02 28) 21 21.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort