Endenicher Haus der Springmaus: Podewitz mit Greatest Witz

Für den Offenen Kanal Bremerhaven viel zu gut, für eine renommierte Kabarettbühne viel zu schlecht

Bonn. Lässig schlurfen sie auf die Bühne, die Brüder Podewitz. In der Hand ''ne Buddel Jever. "Hallöchen, wir wollten euch mal kennen lernen." Der Auftritt des Duos hat dann auch tatsächlich den Beigeschmack eines flüchtigen Disco-Palavers. Ein paar Minuten Smalltalk, dann geht man im Gedränge auseinander und hofft, dass der Gesprächspartner kein Wiedersehen vorschlägt.

Berühmt wollen sie werden, die Brüder Podewitz. Von Bunte- und Gala-Fotoreportern umgarnt werden und auf einer weißen Yacht mit drei Frauen an Bord durchs Mittelmeer cruisen. Viel Glück. Mit dem Großteil des Programms "Greatest Witz" wird das aber nichts.

Wenn etwa der eine auf seinem "Mobilklavier", einem Kleinkind-Xylophon, den Chanson "Da, wo ich wohn'', hat Chaos Tradition" klimpert, oder der andere als Dichter in die Toga schlüpft und immer wieder mit einer Lyra und selbstverfassten Vier- oder Nochmehrzeilern nervt.

Allerdings gibt es Ausnahmen. Leidlich lustig sind die Kalauer-Sketche mit dem "Homöo-Paten", der eigentlich sizilianischer Heilpraktiker ist: "Jemand hat Bachblüten in Umlauf gebracht, das wird Artie schocken." Da weht zumindest ein Hauch von Willy Astor durch das Haus der Springmaus. Oder das Szenario von "Blondinen-Anbauflächen in Südfrankreich. Ab einer bestimmten Körbchengröße werden die gepflückt".

Recht witzig auch der Exkurs über Teetrinker und Nichtraucher, die von den Brüdern an den Pranger gestellt werden. "Tee wird überall dort verabreicht, wo man nicht vor ihm flüchten kann: in Schullandheimen, Krankenhäusern und in England." Und Nichtraucher "reißen überall das Fenster auf und lassen sich aus Eitelkeit drei Mal pro Woche die Lunge röntgen".

So heben die zwei auch das Rauchverbot während der Vorstellung auf. Das war''s dann aber an "Höhepunkten". Als roter Faden begleitet die "autoritäre Unterhaltung" den Abend, eine Erfindung der Gebrüder Podewitz.

Das neue Showkonzept soll Schluss mit dem Schlendrian machen und das Publikum aus den Sitzen reißen. Wird zu wenig gelacht, sind Liegestütze und Nachtwanderungen als Zwangsmaßnahmen möglich. Das würde bei den Podewitzens die Rückkehr in die Grundausbildung beim Barras bedeuten. Ein mühsam auf 90 Minuten gestrecktes Programm. Für den Offenen Kanal Bremerhaven viel zu gut, für eine renommierte Kabarettbühne viel zu schlecht.

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