Elton John bietet in Köln voluminöse Show

Wieso tut er das?, fragt man sich unweigerlich, wenn Sir Elton John vor Beginn des zweiten Stücks an den Bühnenrand tritt und winkend die Menschen animiert, ihm und seiner Band zu applaudieren. Diese Geste ist unnötig.

Elton John bietet in Köln voluminöse Show
Foto: Thomas Brill

Köln. Wieso tut er das?, fragt man sich unweigerlich, wenn Sir Elton John vor Beginn des zweiten Stücks an den Bühnenrand tritt und winkend die Menschen animiert, ihm und seiner Band zu applaudieren.

Diese Geste ist unnötig. Gut 10 000 Fans rasen bereits an diesem Sonntagabend in der Kölner Lanxess Arena. Nach einem wunderbar elegischen "Funeral For A Friend"-Intro, das in ein art-rockig ausgedehntes "Love Lies Bleeding" übergeht und in einem Feuerwerk aus weiß glitzernden Stroboskoplicht-Blitzen gipfelt. Die Leute lieben ihn, den kleinen 64-Jährigen mit der Ponyfrisur, den Pausbacken und der ausgeprägten Vorliebe für viel Farbe, viel Glitzer und viel Klavier.

Zweieinhalb Stunden bietet der Brite eine voluminöse Show. In jeder Hinsicht. Angefangen vom Repertoire, das locker vier Dekaden abdeckt und mit solchen Stücken wie "Goodbye Yellow Brick Road", "Rocket Man" oder "Bennie And The Jets" aufwarten kann, die allesamt längst Klassiker sind, über seine erstklassige Band, die nach und nach durch Percussion, Streicher und vier Backgroundsängerinnen geadelt wird, bis hin zur Licht- und Video-Show, die sich wie aus einer riesigen Wundertüte über die Bühne ergießt.

Daraus quellen Sterne, Sonnenaufgänge und so Skurriles wie Skelette auf Erkundungsflug hervor, Raketen, Regenbogen und rotierende Räder, Funkelsteine, Firmamentgeriesel und eine Herde Flamingos in flammendem Pink. Immer wieder, zwischen unsterblichen Balladen wie dem bittersüßen "Sacrifice", rasanten Fegern wie "The Bitch Is Back" oder "I Guess That's Why They Call It The Blues", gibt sich der Mann, der mehr als 570 Millionen Alben und 320 Millionen Singles verkauft hat, dem Klavierspiel hin und wirkt dabei versunken und ganz bei sich selbst.

Die Stimme ist rauer geworden mit der Zeit und wird mitunter mit so viel Hall unterlegt, dass es nicht mehr schön ist. Dennoch ist das Timbre noch da und das Typische noch lebendig.

Genauso wie der Drive, der diesen Mann ausmacht und der ihn solche Dinge tun lässt, wie nach dem offiziellen Teil minutenlang Autogramme zu geben, während ringsum die Pfiffe derer gellen, die eigentlich bloß zwei Dinge möchten. Noch einmal "La-La-La-La-Laa" bei "Crocodile Rock" singen dürfen oder auch in der ersten Reihe stehen und eine Eintrittskarte hochreichen können, damit er sie unterschreibt.

Während "Levon" oder "Tiny Dancer" weit, weit zurück in die Anfänge der 1970er reichen, kann auch Neues von der 2010 erschienenen Scheibe "The Union", allen voran "Hey Ahab", überzeugen und zieht Jubelstürme nach sich. Dass das Publikum bei "Don't Let The Sun Go Down On Me" den Mittelgang flutet und es niemand mehr kümmert, dass der Innenraum (eigentlich) bestuhlt ist, versteht sich da fast schon von selbst.

Auch wer am Ende traurig ist, dass er weder "I'm Still Standing" noch "Daniel" oder "Candle In The Wind" zu hören bekommen hat, verlässt die Arena nach der letzten (aber leider einzigen Zugabe) "Your Song" dann doch noch einigermaßen getröstet.

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