Hennefer Meys Fabrik Elke Heidenreich nahm Zuhörer mit auf eine Lesereise

HENNEF · Elke Heidenreich, freie Autorin, Herausgeberin und bekennende Musikliebhaberin, war am Sonntagabend auf Einladung der VHS zu Gast in der Hennefer Meys Fabrik. 230 Besucher hörten ihre Lesung aus dem Buch "Die schöne Stille - Venedig, Stadt der Musik".

 Fasziniert von den akustischen Eindrücken in Venedig: Elke Heidenreich lässt ihr Hennefer Publikum daran teilhaben.

Fasziniert von den akustischen Eindrücken in Venedig: Elke Heidenreich lässt ihr Hennefer Publikum daran teilhaben.

Foto: Paul Kieras

Heidenreich las einzelne Passagen, gab zwischendurch Erklärungen ab und beschrieb eigene Empfindungen und Eindrücke, die sie auf zahlreichen Reisen in die Lagunenstadt gewonnen hat.

Im Hintergrund waren Fotos des Fotografen Tom Krausz zu sehen, von dem auch die Bilder in ihrem Buch stammen. Mechthild Tillmann, Direktorin der VHS, hatte sich noch etwas Besonderes einfallen lassen. Zwei Mitglieder des Bonner Vereins "Mascherata Venezia" begrüßten die Schriftstellerin in aufwendigen Kostümen und Masken, mit denen sie alljährlich am Karneval in Venedig teilnehmen.

"Bilder kann man betrachten, Musik kann man hören, und sie ist im selben Moment verklungen - aber sie hinterlässt etwas in uns. Sie gräbt uns um. In dieser Stadt, Wasser unter sich statt festem Boden, ist der Mensch - vielleicht - mehr Seele als Körper, weniger für die Leidenschaft gemacht als für das innige, zarte Begreifen. Hier, endlich, erreicht die Musik uns: ganz."

Elke Heidenreich schafft es in ihren Beschreibungen und Erzählungen, Venedig nicht zu sehen, sondern zu hören, die Stille zu begreifen und zitiert dazu unter anderem den französischen Schriftsteller André Suarès: "Alles treibt auf dem Wasser, nichts rollt. Eine göttliche Stille." Sie selbst schreibt dazu: "Ja, aber eine murmelnde, eine unbeschreibbare Stille aus Geräuschen, aus Tönen, aus Luft, aus dem Plätschern des Wassers; das Sirren der Möwenflügel, das leise Raunen vergangener Jahrhunderte".

Elke Heidenreich berichtet davon, dass Venedig nicht nur Künstler wie Maler und Schriftsteller fasziniert, sondern die Stadt wegen dieser auf der Welt einzigartigen Stille alle berühmten Komponisten magisch angezogen hat. Heute besteht diese Stille nicht mehr. "Als der Benzinmotor nach Venedig kam, war es um den Frieden der Stadt geschehen", gibt Heidenreich Opernsänger James Morris wieder.

Venedig war immer eine Stadt der Musik, allein 16 Opernhäuser gab es einmal. Heidenreich hat mit ihrem Buch eine Liebeserklärung an die Stadt und die Musik verfasst. Sie beschreibt den musikalischen Konkurrenzkampf zwischen dem Café Florian, das seit 1720 am Markusplatz existiert und in dem ein Espresso "etwa so viel kostet wie in Hennef eine Eigentumswohnung" und dem Café Lavena am gleichen Platz, das 30 Jahre jünger ist, ebenso wie ein unaufhörliches Glockengeläut in der Stadt, das die Musikkritikerin Eleonore Büning als "barbarisch" empfand. Heidenreich präsentierte Venedig, wie man es so noch nicht "gehört" hat. Dafür gab es viel Beifall vom Publikum.

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