Konzert in Bonn Element of Crime bringt gepflegte Melancholie auf den Kunst!Rasen

Bonn · Etwa 2.000 Fans waren in die Bonner Rheinauen gekommen, um den brillanten Versen von Element of Crime zu lauschen.

Unter dem öffentlichen Radar fühlen Element of Crime sich eigentlich am wohlsten. Lieber etwas kleinere Konzerte, dafür aber umso intensiver, lautet das Mantra der Band von Kultautor Sven Regener, die am Donnerstag auf dem Kunst!Rasen ihre wunderbar tief- und trübsinnige Songs präsentierten.

Ihre Songs arbeiten die Alltagserfahrungen ebenso auf wie Einträge in Poesiealben, die zumindest oberflächlich von Lieblingsfarben und -tieren handeln, von Liebeskummer und Straßenbahnen, von Kaffeegenuss und Kleinstadttristesse.

Etwa 2000 Fans waren in die Rheinauen gekommen, um den brillanten Versen mit ihrem mitunter knarzenden doppelten Boden zu lauschen, Verse, die so belanglos wirken und doch so bildhaft sind und die Regener mit der ihm eigenen kantigen, schnodderigen Stimme durch die Gehörgänge direkt ins Herz wuchtete.

Element of Crime auf dem Kunst!Rasen
40 Bilder

Element of Crime auf dem Kunst!Rasen

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Was sie dort auslösten, war für jeden unterschiedlich. Melancholie, Verwunderung, Sehnsucht? Alles möglich. Wer Lesarten fand, durfte sie behalten. Regener überließ bewusst jedem Zuhörer die Deutungshoheit über die Texte – „Ich will keinem vorkauen, wie man die Zeilen zu verstehen hat“, erklärte er erst kürzlich in einem Interview. Doch was auch immer bei diesen musikalischen Rohrschachtests herauskam: Es berührte. Und begeisterte.

Den Großteil des gut anderthalbstündigen Auftritts bestimmten Songs aus dem 2014 erschienen Album „Lieblingsfarben und Tiere“, das mit Blick auf die Arrangements der Band eigentlich nichts wirklich Neues zu bieten hatte. Andererseits, wann hat das je eine Rolle gespielt? Element of Crime ist nun einmal Sven Regener, basiert auf der norddeutsch trockenen Lyrik, die immer ein wenig spröde wirkt, abgeklärt und fatalistisch, in Wirklichkeit aber von einer ganz besonderen Zärtlichkeit für die Welt übersprudelt.

„Kunst schafft Distanz zur eigenen Existenz und versöhnen einen im besten Fall mit dem Leben“, hat Regener einmal gesagt. In Bonn funktionierte dies auf jeden Fall. Und zwar nahezu mühelos.

Getragen von den Dreiviertelklängen der Kapelle (Jakob Ilja, David Young, Richard Pappik - erweitert um einen Saxofonisten und Regeners immer wieder zum Einsatz kommende Trompete), die mit harmonisch überschaubaren Mitteln einen abwechslungsreichen und wuchtigen Rahmen voller Rock-, Americana-, Schlager- und Chanson-Anleihen schufen, hatte der Sänger Raum, um so schön zu leiden und so traurig zu lieben wie nur er es kann.

„Wenn alles scheißegal ist, macht das Leben wieder Spaß.“

Bis am Ende, nachdem alles gesagt war, die Erkenntnis stand: „Wenn alles scheißegal ist, macht das Leben wieder Spaß.“ Eine Zeile, die nicht nur im Rahmen des großen EoC-Hits „Delmenhorst“ eine gewisse Wahrhaftigkeit besitzt. Allerdings: Spaß hatte das frenetisch jubelnde Publikum auf dem KunstRasen ohne Zweifel – aber nicht etwa, weil ihm alles egal war. Sondern weil es Element of Crime gibt. Und Sven Regener.

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