Eiszeit in der Kultur

Am Mittwoch, 21. April, haben Post, Telekom und Postbank das Projekt Festspielhaus Beethoven professionell und mit Stil beerdigt; die Grabrede hielt der Totengräber, Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch.

Knapp eine Woche später war die kulturpolitische Diskussion in Bonn auf einem Niveau angekommen, das man kaum für erreichbar gehalten hätte. Im Rahmen einer Diskussion im Studio der Beethovenhalle schlug CDU-Fraktionschef Benedikt Hauser vor, auswärtigen Besuchern höhere Eintrittspreise für Bonner Kulturstätten aufzuzwingen als den Einheimischen.

Da lachten die Zuhörer. Hausers Vorschlag ist natürlich nicht ernst zu nehmen. Aber er spiegelt die Stimmung nach der Festspielhaus-Entscheidung in Bonn. Sie schwankt zwischen Ratlosigkeit, Resignation und Depression.

Und das ist kein Wunder. Wir haben einen Oberbürgermeister, der, wie er frohgemut verkündet, das Festspielhaus-Projekt vorerst auf Eis gelegt habe und es bei Gelegenheit wieder vom Eis holen wolle. Das glaubt ihm keiner.

Uns ist darüber hinaus ein regionaler Kulturplan angekündigt worden. Wer denkt da nicht an Brecht: " Ja, mach nur einen Plan / sei nur ein großes Licht / und mach dann noch 'nen zweiten Plan / gehn tun sie beide nicht."

Die Fans des Festspielhauses machen weiter, das erscheint weltfremd, aber verdient Respekt. Die Freunde der Beethovenhalle dürften eigentlich zufrieden sein, aber man hat keine Korken knallen hören. Ihnen dämmert wahrscheinlich, dass sie weiter zusehen müssen, wie die Halle der Herzen vergammelt.

Ob sie dereinst in neuem Glanz erstahlt? Wer weiß. Ob einmal ein Multi-Funktionshaus auf dem Gelände der Oper entsteht? Wer soll das bezahlen? Ob die Marke Beethoven irgendwann einmal kräftige Rendite abwirft? Schön wär's. Die Zeiten großer Visionen sind erst einmal vorbei.

Jetzt geht es um Kürzungen und Giftlisten, um die Angst vor Kahlschlag und Kaputtsparen. Große Würfe, kühne Visionen, kulturpolitische Genieblitze sind nicht zu erwarten. Es ist das Gegenteil von einer Win-win-Situation. Und Verlierer sind wir alle. Das erklärt den Stimmungs-Dreiklang in Bonn: Ratlosigkeit, Resignation, Depression.

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