Eisler Quartett spielt Haydn, Bartok und Mendelssohn in der Villa Bellestate in Grafschaft

Heitere Melodik im Gartenpavillon, aber auch aufwühlende Tongebungen

Eisler Quartett spielt Haydn, Bartok und Mendelssohn in der Villa Bellestate in Grafschaft
Foto: Gausmann

Grafschat. "Aus den Nebeln der Täler zur Sonne des Vorahrgebirges" hatten sich rund 110 Musikliebhaber am Sonntagmorgen in der Holzweiler Villa Bellestate eingefunden, wie Hausherrin Gisela Maerker-Alzer zur Begrüßung im Gartenpavillon des Hauses formulierte.

So sonnig wie der Tag bereits am Vormittag zu werden versprach, so heiter setzte bei der Matinée denn auch das Eisler Quartett, benannt nach dem deutschen Komponisten Hanns Eisler, an. Die vier aktuellen und ehemaligen Stipendiaten der Landesstiftung Villa Musica hatten sich zum Vortrag unter anderem einen späten Haydn und einen frühen Mendelssohn ausgesucht.

Gleichzeitig bekam das Publikum damit aber auch ein Stückchen Mozart respektive ein bisschen Beethoven serviert. Beherzt griffen Elisabeth Weber, Sonja Starke (Violine), Paulina Sachse (Viola) und Mischa Meyer (Violoncello) zum Auftakt von Joseph Haydns Streichquartett in G-Dur, Opus 64 Nr. 4, in die Saiten. Schier sorglose Leichtigkeit vermittelten sie mit dem ersten Satz, aus dem Mozarts G-Dur-Quartett, KV 387, herauszuhören war.

Das Menuett kam gemächlicheren Tempos ländlerhaft und mit gitarrenhaften Zupfern daher. Verhalten, gedehnt und getrübteren Tons im Mittelteil gab sich das Adagio, dem sich ein eher mozarthaftes Finale anschloss: fast entspannte Munterkeit statt tänzerischer Ungestümheit.

Die vornehmlich heiter-melodische Stimmung griff das Eisler Quartett erneut mit Felix Mendelssohns Streichquartett a-Moll, Opus 13, auf. Das Werk kann als Hommage an Beethovens Spätwerk, insbesondere sein a-Moll-Quartett, Opus 132, gesehen werden. Aber auch Anklänge an Beethovens siebte Sinfonie und sein Harfenquartett, Opus 74, waren auszumachen.

Langsam, fast träumerisch und fragend die Einleitung. Auf leises Züngeln folgten energische Sechzehntelwellen und ein romantisch anmutendes Auf- und Abgleiten in der Ersten Violine. Lange Bogenstriche gaben lyrischen Charakter, dann immer dynamischeres Hochschrauben bis zum Geigen-Rezitativ, auf das das Spiel wieder tragender und gefasster wurde.

Sehr eingängig mit melodiösem Schreiten gestalteten die Musiker den dritten Satz. Schön ausgeformt die singende Erste Violine im vierten Satz, zunächst vor bedächtigen Tremoli, dann solo. Nach schnellen Tempowechseln ein behutsamer Ausklang.

Mit Bela Baroks zweitem Streichquartett kamen die jungen Akteure dem Saison-Motto der Villa Musica "Lebens-trunk'ne Welt! - Musik des Fin de siècle" am nächsten, entfernten sich atmosphärisch jedoch am weitesten von den beiden anderen Werken. Das anspruchsvolle Werk wurde während des Ersten Weltkriegs in einer Zeit tiefer Resignation komponiert und wird der expressionistischen Phase seines Schöpfers zugeschrieben. Im Stil nachromantisch-ausdrucksvoll ist es bewusst gespickt mit imaginären Volksmusik-Themen.

Unruhe markierte seinen Auftakt, ja beinahe Fahrigkeit und Verstörtheit durch gegenseitiges Aufschaukeln und untergründiges Drohen. Neben dem teilweise barschen Ton und spannungsreich geriebenen Saiten waren arabische Züge zu erkennen, später ungarische Bauernmusik wie eine Art Klagegesang. Schier ein Flehen drückte die erste Violine aus, bevor gezupfte Akkorde das aufwühlende Werk fast tonlos verklingen ließen. Anhaltender Beifall.

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