Manic Street Preachers in der Live Music Hall Einmal Rebell, immer Rebell

Köln · Die Manic Street Preachers feiern in Köln ein berauschendes Band-Jubiläum mit 1200 Fans. Der erste Teil des Abends gehört in Gänze einem ihrer erfolgreichsten Alben: der 1996 veröffentlichten Scheibe „Everything Must Go“.

 Ausnahmeband: Manic Street Preachers in der Live Music Hall.

Ausnahmeband: Manic Street Preachers in der Live Music Hall.

Foto: Thomas Brill

Natwest-Barclays-Midlands-Lloyds“ war 1991 einer der Hits der walisischen Band Manic Street Preachers. Wenn das Stück 25 Jahre später in der Live Music Hall, erklingt, kann sich Sänger James Dean Bradfield eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen: „Wir haben die Katastrophe vorausgesagt – und wir hatten verf… damit recht.“ F-Worte erklingen an diesem Abend zuhauf.

Vielleicht ein Zeichen dafür, dass in dem inzwischen 47-jährigen Frontmann des Trios immer noch ein Rebell steckt. Einer, der in einer typischen Arbeitergegend groß wurde und miterlebte, wie der Bergbau den Bach runterging. Um mit Anfang 20, wie in eben jenem Stück, gegen Banken aufzubegehren und ihre Crashs zu prophezeien; die vier im Titel genannten Institute besaßen Anfang der 1990er in Großbritannien die Position der Branchenführer.

1986 als Schulband namens Betty Blue gegründet, feiern die Briten in Köln mit 1200 Fans ein berauschendes Jubiläum. Der erste Teil des Abends gehört in Gänze einem ihrer erfolgreichsten Alben: der 1996 veröffentlichten Scheibe „Everything Must Go“. 20 Jahre her, aber mit Stücken wie dem lyrischen „Small Black Flowers That Grow In The Sky“ oder dem kraftvollen „Australia“ eine durchweg frische Offenbarung. Bei dem Trio, das an diesem Abend von zwei Gastmusikern unterstützt wird, geht wirklich alles.

Besonders der zweite Teil in der Kölner Live Music Hall, der nach 50 Minuten mit „The Hits“ einsetzt, einem Set, das Singles von 1991 („Generation Terrorists“) bis 2014 („Futurology“) vereint, macht den Werdegang dieser Ausnahme-Combo deutlich. Aus den Fans von The Clash und Joy Divison wurden erst rockige Punk-Metaller, die sich dann dem Pop öffneten. Das scheidet bis heute die Fangemeinde. Die harte Schiene? Oder lieber weichgespült?

Mit Bassist Nick Wire und Schlagzeuger Sean More sind zwei weitere Gründer dabei. Einer allerdings fehlt. Gitarrist und Texter Richey James Edwards, der zuletzt am Valentinstag 1995 gesehen wurde. Er verschwand spurlos. Nein. Nicht ganz spurlos. Bittersüße Stücke wie „Suicide Is Painless“ (1992) stellen noch immer Fragen.

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