Beethovenfest in Bonn Einer der besten Klangkörper der Welt zum Finale

BONN · Das London Symphony Orchestra (LSO) war zwar mit einem rein russischen Programm zum Abschlusskonzert des letzten Beethovenfestes unter der Intendanz von Ilona Schmiel nach Bonn gereist; auf Beethoven verzichten mussten die Zuhörer am Samstagabend in der ausverkauften Beethovenhalle dennoch nicht.

Christian Tetzlaff, Solist in Tschaikowskys Violinkonzert, hatte gemeinsam mit dem Orchester und Dirigenten Daniel Harding die zweite Violinromanze vorbereitet, und das gesamte Team des Beethovenfestes überraschte seine Chefin mit der Ode an die Freude aus der neunten Sinfonie, die man gemeinsam mit den Londonern und dem Publikum zum Besten gab. Ein bewegendes Finale - mit einer berührten und glücklichen Intendantin auf dem Podium.

Seinem Ruf als eines der besten Orchester der Welt, wurde das LSO von Beginn an gerecht. Die Attacke in der von Nikolaj Rimski-Korsakow mit instrumentalem Schliff versehenen sinfonischen Dichtung "Eine Nacht auf dem Kahlen Berge" von Modest Mussorgski kam mit atemberaubender Präzision und Wucht. Daniel Harding, Erster Gastdirigent des Orchesters, dirigierte das Stück in einem technisch perfekten und dabei entspannt-unprätentiösen Stil.

Seine Haltung als Dirigent besitzt etwas Unsentimentales, was ihn vielleicht auch mit Christian Tetzlaff verbindet. Einem Stück wie dem Violinkonzert von Peter Tschaikowsky tut das auch gut. Die Emotionalität der Melodien, die Leidenschaft in den virtuosen Passagen kamen deshalb nicht weniger zum Tragen.

Zumal Tetzlaff seiner Geige, die aus der Werkstatt des kürzlich nach London umgesiedelten Bonners Stefan-Peter Greiner stammt, einen dunkel glühenden Ton entlockt. Und die mit Dämpfer gespielte "Canzonetta" klang geradezu himmlisch sehnsüchtig.

Zum Finale des großartigen Konzertes dirigierte Harding dann Igor Strawinskys "Der Feuervogel" in der kompletten, reich orchestrierten Ballett-Fassung.

Das Orchester brachte die ungeheure Farbigkeit der Partitur sehr nuancenreich zum Klingen, spielte die feinen, leisen Abschnitte wie das Wiegenlied des Feuervogels ausgesprochen duftig und den Höllentanz mit aggressivem Biss. Wunderbar dann der vom Solohorn angestimmte Jubelgesang, der fast nahtlos in den des Pubikums überging.

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