Beethoven Orchester Bonn Eine vorweggenommene Geburtstagsfeier

Das war dann schon mal eine hübsche vorweggenommene Geburtstagsfeier: Sein Sonntagskonzert in der Beethovenhalle widmete das Beethoven Orchester Verdi und Wagner, den beiden 200-Jährigen dieses Jahres.

Und wie auf manchem Fest üblich, gab es auch einen Überraschungsgast (in diesem Fall allerdings eigentlich nicht vorgesehen): Für den erkrankten Dirigenten Vladimir Fedoseyev sprang kurzfristig Aleksandar Markovic ein, Chef des Philharmonischen Orchesters Brünn. Der 37-Jährige führte sich sogleich vorzüglich ein - mit klugen Tempi und bestem Spannungsaufbau bei Verdis Ouvertüre zur "Macht des Schicksals".

Markovic übernahm das Programm unverändert, auch mit dem Überraschungspaket des Konzerts, den selten zu hörenden acht Romanzen von Verdi, die Luciano Berio vor gut 20 Jahren sehr apart und durchaus eigenwillig für Tenor und Orchester arrangiert hat. Berio überträgt den Klaviersatz Verdis nicht simpel aufs große Ensemble, sondern fügt hinzu, lässt weg, erfindet eigene Stimmungen, baut große Szenen und spaziert mit leicht ironisch gemeinten Anleihen bei Wagner und Saint-Saens ein bisschen durch die Operngeschichte.

Das Ganze könnte richtig aufregend klingen - und war von Markovic und dem Orchester auch ausgezeichnet präpariert. Der amerikanische Tenor Erin Caves allerdings begegnete den Romanzen allzu gleichförmig mit einer zweifellos sehr ausgeglichenen Stimme, die sich jedoch nur wenig auf den Text und seine Ausdeutung einließ. Allenfalls im schwungvollen, abschließenden Trinklied gab der Tenor seine übergroße Zurückhaltung auf.

Weitaus besser in Szene setzen konnte sich Erin Caves mit zwei sogenannten Highlights aus Wagners "Lohengrin" ("In fernem Land" und "Mein lieber Schwan"). Caves verfügt über eine bewundernswert makellose Diktion, singt unangestrengt und hat für die Lohengrin-Partie die nötige lyrische Einfühlsamkeit.

Der Wagner-Teil des Programms bot zudem ein von Markovic sehr präzise abschattiertes "Siegfried-Idyll" und zwei vom Publikum begeistert aufgenommene Beispiele Wagner'scher Klangpracht. Seine frühe Oper "Rienzi" hat Wagner einen "Schreihals" genannt, die Ouvertüre macht sehr deutlich, warum er damit nicht falschlag. Markovic begegnete der "Jugendsünde" absolut unvoreingenommen, unternahm zum Glück nicht den Versuch, die dröhnende Kraftprotzerei und das heftige Pathos abzumildern. Ganz anderes musikalisches Kaliber hatte natürlich zum Finale der "Walkürenritt" - ein fetziger Ausklang.

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