"Eine Predigt muss ein Zusammenstoß sein"

Der Predigtpreis 2004 für sein Lebenswerk geht an den ehemaligen "Fernsehpfarrer" und evangelischen Theologen Jörg Zink - Verleihung in der Bonner Schlosskirche

  Jörg Zink , Theologe und Buchautor.

Jörg Zink , Theologe und Buchautor.

Foto: Müller

Bonn. Auch wenn sie für manche mit dem Zusatz Moral versehen einen recht säuerlichen Beigeschmack besitzt und in Gedanken stets mit dem erhobenen Zeigefinger verbunden wird - so hat sich die Predigt als "rhetorische Leistung von der Kanzel" längst ein eigenes Podium über die Kirchen hinaus erobert. Und ein Fachpublikum, das die seit fünf Jahren vom "Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG" vergebene Auszeichnung zu schätzen weiß.

Der "Predigtpreis 2004" wurde jetzt in der Schlosskirche der Bonner Universität an Pfarrer Jörg Zink für sein Lebenswerk, an die Pfarrerin Margot Runge und den Dominikanerpater Ulrich Engel sowie in der Sonderkategorie "Beste Predigt für Glaubenseinsteiger" an die Theologiestudentin Susanne Platzhoff und die Diplompsychologin Manja Pietzcker vergeben.

Insgesamt 350 Bewerber aus allen Generationen, Kirchen und Konfessionen, aus Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland haben sich diesmal um den Preis beworben. Wobei die Zahl der Zusendungen aus den östlichen Bundesländern nun deutlich gestiegen ist. Und so muss es auch kein Zufall sein, dass der Preis für die beste Predigt in diesem Jahr an eine Pfarrerin aus der St. Jacobi Kirchengemeinde Sangerhausen bei Halle geht.

Wobei die Jury sich nicht zwischen ihr und dem zweiten Anwärter, Pater Engel, entscheiden mochte und die höchste Auszeichnung gleich zweimal vergab: Für die bewusst provokante Weihnachtspredigt des Dominikaners und die aus weiblicher Sicht erzählte "Männergeschichte" von der Heilung des Lahmen. "Eine Predigt muss ein Zusammenstoß sein. Wichtiger als alle rhetorische Kunstfertigkeit ist der Zusammenstoß mit einem Menschen - eben das, was aufzurütteln vermag", sagte Professor Jürgen Werbick aus Münster als Laudator der Preisträger.

Ihnen beiden voraus hat der evangelische Theologe und Buchautor Jörg Zink seine jahrzehntelange Erfahrung als Prediger, die ihn durch das "Wort zum Sonntag" auch Millionen Fernsehzuschauern bekannt machte. Zink ist Verfasser von gut 200 religiösen Sachbüchern, die eine Auflage von 17 Millionen Exemplaren erzielten. Besondere Beachtung fand seine Übersetzung des Neuen Testaments, die sich von der Luther''schen Vorlage löst, um einen Schritt in Richtung Gegenwart zu gehen.

Genau den haben die beiden Preisträgerinnen der Kategorie "Beste Predigt für Glaubenseinsteiger" mit ihrem außergewöhnlichen Dialog über "Die zehn Gebote" vollzogen. Anlass war eine Ausstellung dazu im Dresdner "Hygiene-Museum". Am Ende steht ihr gemeinsames Glaubensbekenntnis, das ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.

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