Rupert Schieche im Pantheon Casino Eine Mauer und ein Blümchen
BONN · Anfangs noch ganz angestrengt um Ausdruckslosigkeit bemüht, gibt Rupert Schieche bald, sehr bald nach. Enervierende Verschmitztheit macht sich in seinem Gesicht breit. Er sei 46 Jahre alt, sagt Schieche, ach herrje, nein, 47 Jahre alt sei er, so was aber auch, korrigiert er sich, und er habe viel zu erzählen.
Was allerdings zu kurz greift, denn er habe "viel zu berichten in Form von Gedichten". Ei der Daus. Beim Zurücklehnen für die kommenden zwei Stunden beschleicht uns irgendwie ein ungutes Gefühl.
Das nicht gerade besser wird, als Schieche, dessen Programm im Pantheon Casino übrigens "Schön schräg - alles von mir!" betitelt ist, eine alternative Version von "Leise rieselt der Schnee" singt, natürlich schön schräg, schon klar.
Schieche deklamiert feierlich einen vorläufigen Höhepunkt: "Auf einer Blümchenmauer kauert ein Mauerblümchen und versauert." Sapperlot, uns stockt der Atem vor solch einem gerüttelt' Maß an Schüttelreimspaß. Der Atem, er stockt weiterhin, als Schieche das "Gedicht eines Migranten" aufsagt, betont unbeholfen, mit hartem osteuropäischen Akzent.
Wir halten zwar nichts von übertriebener politischer Korrektheit, aber: Was soll daran bitte lustig sein? Nach der Pause folgt noch eine fürchterlich onkelhafte Poetry-Slam-Parodie mit einer schrottigen Rapper-Einlage, welche die Frage aufkommen lässt, wie viele Poetry Slams Schieche tatsächlich besucht hat. Ein Quäntchen Möchtegern-Dadaismus darf natürlich auch nicht fehlen, siehe das ach so skurrile Gebelle und Geknurre ("Struppis Nachtgesang").
Ein entsetzlich zäher Abend mit lächerlichen Dumpf-Schlumpf-Trumpf-Reimen. Zwischendurch thematisiert Schieche seine fehlende Sportlichkeit: "Ich muss aufpassen, dass ich nicht zur Sofakartoffel mutiere." Diese Sorge erscheint uns ganz und gar überholt: Offensichtlich wurde der beschriebene Vorgang bereits in vollem Umfang abgeschlossen.
