Eine Mauer, Stacheldraht und Menschenleere

Der Honnefer Fotograf Christian Kieß zeigt im "Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef" Bilder aus der Zeit der Teilung Berlins

  Blickwinkel:  Über Jahre hat Christian Kieß Szenarien an der Berliner Mauer dokumentiert. Seine Fotos zeigt er jetzt im Kunstraum.

Blickwinkel: Über Jahre hat Christian Kieß Szenarien an der Berliner Mauer dokumentiert. Seine Fotos zeigt er jetzt im Kunstraum.

Foto: Frank Homann

Bad Honnef. (see) Sie sprechen eine Sprache aus vergangener Zeit, diese Fotografien in Schwarz und Weiß, die unter dem Titel "Erinnerungen an die Berliner Mauer" im Kunstraum am Rathausplatz zu sehen sind. Und sie sind beeindruckende Zeugnisse deutscher Geschichte.

Entsprechend fanden sich zur Ausstellungseröffnung am Dienstag beim "Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef" viele interessierte Besucher ein.

Angefangen im Jahr 1961, dokumentieren die Bilder persönliche Perspektiven der einstigen Sperrzone. Mit dem Objektiv eingefangen wurden sie von dem Fotografen und gebürtigen Berliner Christian Kieß, der sich seit 1952 dieser Kunst widmet und dafür in nationalen und internationalen Wettbewerben ausgezeichnet wurde.

15 Jahre nach der Wiedervereinigung soll die Ausstellung die jüngere Geschichte Deutschlands aufzeigen - und vor allem diejenigen ansprechen, die nicht selbst Augenzeugen waren.

Die Botschaft des Fotografen erreicht den Besucher bewusst ohne Umwege: Mauer, Stacheldraht und Grenzanlagen ziehen sich durch die geteilte Millionenstadt, fast geisterhaft wirken die verschiedenen Szenerien, menschenleer. "Der Mauerbau war ein Schock für alle", sagt Kieß, der drei Jahre lang in Sicht- und Hörweite der Mauer lebte.

Chronologisch führt Kieß den Betrachter bis ins Jahr 1992. Die Fotos zeugen bautechnisch von insgesamt drei "Mauergenerationen". Der überwiegende Teil zeigt Momentaufnahmen rund um die Bernauer Straße, die, so Kieß, durch viele Fluchtversuche zu einem Symbol der Unmenschlichkeit geworden ist.

Christian Kieß, der seit fast 50 Jahren im Rheinland heimisch ist und seit 30 Jahren in Honnef lebt, hat sich nach der politischen Fotografie auch der Heimatkunde gewidmet. Zusammen mit Frieder Berres erstellte er in den Jahren 1995, 2001 und 2004 die Bildbände "Siebengebirge I und II" sowie "Bad Honnef".

Neue Projekte stehen bereits auf dem Plan. Mit Unterstützung des Heimatvereins Siebengebirge will Kieß einen weiteren Bildband herausgeben, diesmal über die 160 Erzgruben der Region.

Durchaus ein langfristiges Projekt, für das der Künstler rund vier Jahre eingeplant hat. "Es kommt ja immer etwas dazwischen", erklärt Kieß, "aber es macht mir eine große Freude, Steinchen für Steinchen zu einem neuen Bild zusammen zu setzen."

Die Fotoausstellung von Christian Kieß ist noch bis zum 13. November im Kunstraum unter dem Rathaus zu sehen. Geöffnet ist er donnerstags bis sonntags von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr.

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