Kabarettist Sebastian Pufpaff im Porträt Eine logische Karriere - bei dem Namen

BONN · Der Kabarettist Sebastian Pufpaff startet seit dem Prix Pantheon durch und fragt in seinem Solo-Programm nach dem "Warum".

 Sebastian Pufpaff hat sich seit dem Prix Pantheon 2010 in der Kabarettszene einen Namen gemacht,

Sebastian Pufpaff hat sich seit dem Prix Pantheon 2010 in der Kabarettszene einen Namen gemacht,

Foto: Barbara Frommann

Kennen Sie die? Zwei Durchschnittstypen hinter einer Küchenanrichte oder Werkbank, die vor Superlativen nur so strotzen, um das dort platzierte Produkt zu bewerben. Das geht natürlich nur in entsprechender Lautstärke und setzt bei dem jeweiligen Gegenüber absolutes Erstaunen voraus. Was dann etwa so klingt: Nur 9,99? Wow Bob, das ist ja Wahnsinn! Ich kann es gar nicht glauben..." Wobei die Worte nicht unbedingt mit den Lippenbewegungen konform gehen müssen.

Waren es Bilder wie diese, die den Studenten Sebastian Pufpaff seinerzeit dazu brachten, seine Seele dem Teufel zu verkaufen? So wie der Kabarettist Sebastian Pufpaff das heute umschreibt. "Ja, es stimmt: Auch ich habe Teleshopping gemacht!" Das Coming out beim Interview in einem Bonner Café am Martinsplatz ist hervorragend gespielt, sein Lächeln und Augenzwinkern aber sind echt.

"Ich suchte damals nach einem Job, um mein Studium zu finanzieren. Und ich dachte mir, du bist doch vor nix fies, also probierst du das mal aus." Seine Präsentation einer Anti-Rutsch-Matte jedenfalls kam beim Casting gut an. "Während die anderen um mich herum unbedingt was mit Staubsaugern oder Akkubohrschraubern machen wollten, habe ich 45 Minuten lang über einen 15 mal 15 Zentimeter großen Lappen geredet", erinnert sich der 36-Jährige.

Am 15. September 1976 in Troisdorf geboren, in Bad Honnef zur Schule gegangen, Abitur am Siebengebirgsgymnasium, anschließend Zivildienst, was er in seiner Biografie mit folgendem launigen Kommentar umschreibt: "Nach der Schule durfte ich wählen zwischen Panzerfahren und der Pflege von Leuten, die einmal Panzer gefahren sind." Zum Jurastudium siedelte Pufpaff nach Frankfurt um, wo er für sieben Semester und ein Staatsexamen verweilte, bevor er ins Rheinland zurückkehrte.

Den Tonfall des genervten Topmanagers trifft er auf der Bühne fast perfekt: "Bus-Spuren? Wozu gibt es Bus-Spuren? Müssen Leute, die weniger verdienen, irgendwo dringender hin als ich?" Es folgte ein Ausflug zum Fernsehen, wo Pufpaff rund ein Jahr lang sowohl bei Pro7 als auch beim ZDF nützliche Erfahrungen sammelte - hinter der Kamera. So zum Beispiel auch im RTL Newsarchiv, wo er just am 11. September 2001 eine Stelle als studentische Aus-hilfskraft antrat: "Ich habe niemals wieder so viel über das Fernsehen gelernt wie an diesem Tag."

Erfahrungen, die einem zugute kommen können; gesetzt den Fall, dass man sie zu nutzen versteht. "Ich war schon als Schüler einer von denen, die direkt nach vorn gehen. Logisch, mit diesem Namen. Ich dachte, bevor die anderen Witze machen, komme ich ihnen doch lieber zuvor." Getreu seinem Motto "Geh mal in Dich, dann aus Dir raus und bleib da".

Seine eineinhalbjährige Ära des Teleshopping endete damit, dass er gehen musste, weil seine Präsentation mittlerweile zu sehr vom Produkt ablenkte. Ein erster Link zur weiteren Zukunft: Die Initialzündung gab 2004 ein Comedy-Workshop in Köln. Zusammen mit Henry Schuman und Maxim Hofmann gründete Pufpaff kurze Zeit später "Das Bundeskabarett".

2010 - seit zwei Jahren mit dem Magister in Politikwissenschaft, Soziologie sowie im Staats- und Verfassungsrecht in der Tasche, mit Stationen als Kommunikationstrainer und Business-Schauspieler sowie als Schauspieler und Regieassistent von Bill Mockridge bei dessen Dinner-Theater-Shows - wechselte Pufpaff endgültig ins Fach Comedy und Kabarett, wo der markante Nachname weniger ein Hindernis als vielmehr eine Einladung ist.

"Rainer Pause hat mich schließlich entdeckt und zum Prix Pantheon eingeladen." Das brachte mit dem Gewinn des Publikumspreises "Beklatscht und Ausgebuht 2010" den endgültigen Durchbruch. Was direkt zur nächsten Frage führt: Was macht Bonn zum Pflaster für Comedy und Kabarett? "Nirgends sonst wird man so sympathisch angebrüllt wie auf dem Bonner Marktplatz."

Nein, im Ernst: Für Pufpaff, der mit seiner Frau Julia und Tochter Josefine in Bad Honnef lebt, ist die Stadt "wie ein großer Spielzeugladen. An Typen herrscht kein Mangel. Du findest sogar welche, an die du vorher nie gedacht hättest." Diese Tatsache zuzüglich zwei überregional bekannten Bühnen, die aktiv den Nachwuchs fördern, bereiten den Nährboden.

Auch für ihn, der derzeit mit seinem Solo "Warum!" unterwegs ist. Der mit scharfem Seitenscheitel, dunklem Anzug und Sneakers seinen unverwechselbaren Stil kreiert hat. Der in einer Melange aus scheinbarer Naivität und leichter Gereiztheit Fragen stellt, die eine Lust am Absurden offenbaren, am kompletten Wechsel der Perspektiven.

Warum ist im Kühlschrank Licht, in der Tiefkühltruhe aber nicht? Wer hat das Alphabet sortiert, und wer kam als erster auf die Idee, zu dem Brett in der Wand Tür zu sagen? Ganz abgesehen von der Frage, über die jeder von uns mal in Ruhe nachdenken sollte: Wenn der Mensch die Krone der Schöpfung ist, warum gibt es den Affen dann noch? Ein Backup der Natur?

Während unsereins sich also darüber den Kopf zerbricht, entspannt Pufpaff selbst am liebsten bei einer herzhaften Mahlzeit (lauwarmer Leberwurst-Toast), einem spannenden Film ("L.A. Confidential"), bei Musik, die er mag (Jan Delay, Billy Joel, Deichkind), vielleicht danach noch ein paar Seiten lesen ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"), dazu ein Drink ("Spicy Ginger"). Oder ein Sonntagspaziergang in der Bonner Fußgängerzone: "Das hat was, da grüßt man sich dann auch wieder, mitten in der Stadt."

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