Frauenmuseum in Bonn Eindrucksvolle Retrospektive von Gertrude Gröninger-van der Eb

BONN · Ganz oben starten drei junge Studentinnen der Fachgebiete Kulturmanagement und Ausstellungsorganisation ihre ersten Gehversuche auf künstlerischem Terrain. Unter dem Motto "Ich" zeigen Selina, Suna und Yadine temperamentvolle Installationen, die auf Auseinandersetzungen mit den Schlüsselmotiven Autobiografie, Erinnerung und Reisen beruhen.

Dieses sehenswerte Premierenprojekt der von Museumschefin Marianne Pitzen neugegründeten Reihe "Die Ausstellungsschule" schlägt thematisch indirekt den Bogen zu einem professionell aufbereiteten Werkquerschnitt der namhaften Künstlerin Gertrude Gröninger-van der Eb.

Mit acht ausgesuchten Schwerpunkten nimmt das Kuratoren- Kollektiv Elisabeth Falk, Uta Knoch-Nicolay und Michael Oehlrich die facettenreich engagierte Kunstorientierung der mittlerweile 95-jährigen Malerin, Illustratorin und Schriftstellerin in den Blick. Das Zitat "Ich suche" (Lyrikpublikation: "doch", 2008), die Aspekte Bewegung, Entwicklung schlechthin sowie kritische Auslotungen zeitnaher Geschehnisse oder Katastrophen (Serie: "Das Jahr Tschernobyl", "Blaubart", Reflexionen zum Golfkrieg) bestimmen den Grundtenor der von 1945 bis 2001 reichenden Kostproben.

Zwischen dem mit expressionistischen Nachwehen behaftetem Aquarell "Hafen am Abend" und der reinen Farbmalerei von "Rotation" sind objekthafte Kompositionen anberaumt. Zu den eindrucksvollsten Kapiteln zählt die aus den 70er Jahren stammende Sequenz "Erde - wir die Erde". Zu sehen sind tiefgründig existenzielle Betrachtungen ("Das tiefe Loch", "Ausgesetzt"), übersetzt in eine skizzenhaft kryptische Zeichensprache.

Visionär bis apokalyptisch grundiert sind schwefelgelb und braungrau eingehüllte Höhen und Niederungen von Landschaftszügen, deren melancholisches Ambiente sich in deformierten Figurationen spiegelt. Humor hält hingegen Einzug in skeptischen Studien zum Sujet "Börse macht Geschichte", derweil die sketchverwandte Reihe "Bettlermomente" Ernst und Ironie koppelt.

"...die schweigsame Welt der Bilder" (Gedichtband "doch") setzt sich fort in urbanen Projektionen, die Verheerungen in der Wahlheimatstadt Köln heraufbeschwören. Nicht nur hier setzt die Ehegattin des renommierten Musikwissenschaftlers Eduard Gröninger (legendärer Gründer der Capella Coloniensis) auf konstruktive Dynamik.

Info

Frauenmuseum Bonn, Im Krausfeld 10; bis 9. März. Di-Sa 14 bis 18 Uhr, So 11-18 Uhr. Katalog 6 Euro

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