Lesung mit Anke Martiny im Metropol Einblicke in das wirkliche Leben

Bonn · "Ich war nie eine Politikerin in der ersten Reihe, das waren andere", sagt Anke Martiny im Café von Thalia im Metropol. "Aber ich habe meine Arbeit immer ordentlich gemacht."

Die bescheiden auftretende 75-jährige Sozialdemokratin, die fast zwei Jahrzehnte im Deutschen Bundestag wirkte, Kultursenatorin in Berlin während der Wende und schließlich Büroleiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tel Aviv war, stellt ihre Autobiografie mit dem etwas sperrigen Titel " ... und vor allem muss man jederzeit als voller Mensch leben" vor. Der Titel ist einem Zitat Rosa Luxemburgs entnommen; Martiny beschreibt, dass sie in jungen Jahren "sehr beeindruckt" war von deren Briefen. "Für mich war es immer wichtig, mich nicht vom politischen Leben vereinnahmen zu lassen", sagt sie.

1965 trat Anke Martiny in die SPD ein, und die höhere Tochter, wie Martiny sich selbst bezeichnet, lernte durch die Partei "das wirkliche Leben kennen. Ich verstand endlich den Sinn von Gewerkschaften". 1972 wurde sie in den Bundestag gewählt. Damals betrug der Anteil der weiblichen Abgeordneten gerade einmal 5,8 Prozent. Ein herausfordernder, spannender, genauso aber auch chauvinistischer und miefiger Politikbetrieb, in den die junge Abgeordnete kam.

Info

Anke Martiny: ... und vor allem muss man jederzeit als voller Mensch leben. Als Frau in der Politik. Mit einem Vorwort von Rita Süssmuth. Nicolai, 328 Seiten, gebunden; 24,95 Euro.

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