Generalintendant Bernhard Helmich über die Bonner Bühnen "Ein Neubau fürs Theater wäre gut"

BONN · Der 2013 vom Städtischen Theater Chemnitz nach Bonn gewechselte Bonner Generalintendant Bernhard Helmich stellt in wenigen Tagen das Programm seiner dritten Spielzeit vor.

 Generalintendant Bernhard Helmich.

Generalintendant Bernhard Helmich.

Foto: dpa

Statt große Visionen zu entwickeln, setzt er auf klare Strukturen. Mit ihm sprach Bernhard Hartmann.

Das Gebäude, in dem wir sitzen, feiert seinen 50. Geburtstag. Lassen Sie uns das zum Anlass nehmen, nach vorne zu blicken. Wo sehen Sie Oper und Theater im kommenden Jahrzehnt?
Bernhard Helmich: Ich sehe es als ein Stadttheater, das dann endlich geordnete Strukturen und eine Identität gefunden haben wird. Ich glaube, es ist das Problem der letzten Jahre gewesen, dass durch den Wechsel von dem kleinen Stadttheater auf das riesige Staatstheater und den sehr unstrukturierten Weg zurück genau diese Identität verloren gegangen ist. Die müssen wir wieder finden.

Gibt es Referenzen, wenn Sie an Theater anderer Städte denken?
Helmich: Ich glaube, dass hier ein Stadttheater hingehört und vom Publikum verlangt wird, wie es Städte wie Mannheim, Wiesbaden oder Karlsruhe haben, die auf gewachsene Strukturen zurückblicken können. Unser Problem ist, dass wir diese Strukturen erst bauen müssen.

Würden Sie sagen, die Veränderungen im Theater sind mehr durch Etat-Absenkungen als durch neue Inhalte bewirkt worden?Helmich: Es wurde gekürzt, aber es hat nie parallel eine Diskussion darüber gegeben, welches Theater man will. Und es gibt keine Stadt, in der die Meinungen darüber so weit auseinandergehen wie hier in Bonn. Weil zum einen noch die ganz großen internationalen Ansprüche da sind, und in der anderen Richtung alles bis zur Schließung diskutiert wird.

Was erwarten Sie in diesem Zusammenhang von der Bonner Politik?
Helmich: Ich erwarte die Möglichkeit, dass man verlässlich langfristig planen kann. Die Zeiten, wo alles ganz grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt wird, müssen irgendwann vorbei sein, auch mit Rücksicht auf die Mitarbeiter, die ja wissen müssen, wo sie stehen und wo die Reise hingeht.

Seit 1986 gehen Oper und Schauspiel räumlich getrennte Wege. Sie sind für eine Rückkehr des Schauspiels ins Zentrum. Wie könnte das aussehen?
Helmich: Wenn ich von einem Stadttheater mit einer Identität spreche, meine ich auch eine räumliche Identität. Langfristig ist es nicht anders möglich, als dass Oper und Schauspiel in der Stadtmitte sind. Ein einfaches Zurückkehren des Schauspiels ins Opernhaus halte ich aber nicht für möglich.

Wo würde dann das Schauspiel stattfinden?
Helmich: Da muss langfristig an einen Neubau gedacht werden. Oder an einen Anbau. Wie für alles in Bonn gab es auch dafür in den letzten Jahren immer mal Pläne, die wir uns zurzeit angucken.

Das Theatergebäude befindet sich ja in keinem guten baulichen Zustand. Wie dringend sind denn die Sanierungsmaßnahmen an dem Bau?
Helmich: Die werden in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Wir sind im Moment dabei, alle nötigen Baumaßnahmen zu systematisieren und werden den vollständigen Katalog mit den nötigen Maßnahmen in der nächsten Zeit vorstellen können.

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