Ein Mann, ein Mann, der alles kann

Der Schauspieler Claus Wilcke gastiert im Kleinen Theater Bad Godesberg in der Boulevardkomödie "Kennst du mich noch?" - Bis heute unvergessen: Seine TV-Auftritte als Percy Stuart in den 60er und 70er Jahren

  "Kennst du mich noch?"  Heide Keller und Claus Wilcke stehen ab Samstag auf der Bühne des Kleinen Theaters Bad Godesberg.

"Kennst du mich noch?" Heide Keller und Claus Wilcke stehen ab Samstag auf der Bühne des Kleinen Theaters Bad Godesberg.

Foto: Theater

Bad Godesberg. "Percy Stuart, das ist unser Mann, ein Mann, ein Mann, ein Mann, der alles kann": Wenn die Zuschauer in den 1960er und 1970er-Jahren freitags um 19.30 Uhr diese Melodie hörten, saßen sie gebannt vor dem Bildschirm, voller Vorfreude auf einen spannenden Fernsehabend. Im Schnitt 22 Millionen Zuschauer fegte die ZDF-Krimi-Serie von der Straße, was einer Quote von 54 Prozent entsprach - Zahlen, von denen man heute nur noch träumen kann.

Rund 60 Folgen lang, über vier Jahre hinweg, hielten viele Percy Stuart für den deutschen James Bond - einen jungen, gutaussehenden Millionär, dem es um die Aufnahme in den ebenso exzentrischen wie exklusiven britischen "Club der 13" ging, wofür er zahlreiche Mutproben bestehen musste. Seine verwegenen Abenteuer waren Nervenkitzel pur, seine witzigen Dialoge mit Rechtsanwalt Reginald Prewster Kult, und seine gefährlichen Missionen in aller Munde.

Heute ist Percy Stuart alias Claus Wilcke 66 Jahre alt und macht Theater: "Das habe ich seit eh und je getan, von der Bühne komme ich ja auch ursprünglich her, das ist eine ganz alte Liebe, die sich nie verliert". Ab Samstag, 1. Oktober, wird er gemeinsam mit Heide Keller, mit der er schon an Bord des "Traumschiffs" auf große Fahrt ging, auf der Bühne des Kleinen Theaters in Bad Godesberg stehen. "Kennst du mich noch?" heißt das Stück von Sam Bobrick, eine klassische Boulevardkomödie um ein Ehepaar, bei dem die rosarote Brille über die Jahre diverse Kratzer abbekommen hat - bis die alte Jugendliebe der Ehefrau auftaucht.

Es muss nicht immer gleich Hamlet sein, verteidigt Wilcke die leichte Muse: "Was spricht dagegen, sich zweieinhalb Stunden lang Freude und Unterhaltung zu gönnen? Sich zurückzulehnen und den Alltagssorgen zu entfliehen? In einer Komödie darf und soll gelacht werden. Sie ist kein Drama und kein Trauerspiel". Mit Unterhaltung kennt er sich aus. "Percy Stuart, das war ein wunderschöner Anfang für einen Schauspieler", erinnert er sich, "danach war vieles sehr viel einfacher".

Als er, von der Theaterbühne weg, engagiert wurde, hatte er Nachkriegs- und Hungerjahre hinter sich: "Das war plötzlich die große, weite Welt". Was der damals 29-Jährige außer dem Diplom als Sänger und Schauspieler mitbrachte, waren gutes Aussehen, sehr viel Neugier, ein satter Sympathiebonus und auch die Begeisterung für Sport: "Reiten, rasante Autofahrten, all das war für mich kein Problem".

Seiner eigentlichen Passion als Bühnenschauspieler ist er treu geblieben, trotz zahlreicher Ausflüge ins Film- und Fernsehgeschäft - 21 Kinofilme und Serien wie "SOKO", "Traumschiff" oder "Großstadtrevier" oder Rosamunde-Pilcher Verfilmungen. Daneben ist er ein begehrter Synchronsprecher, der Michael Landon in "Unsere kleine Farm", Omar Sharif in "Lawrence von Arabien", Alain Delon, Michel Piccoli, Elvis Presley und anderen seine wandlungsfähige Stimme lieh.

Wenn er nicht auf der Bühne steht, dreht oder synchronisiert, engagiert sich Wilcke für Jugendliche und alte Menschen. In Alten- und Pflegeheimen liest er regelmäßig privat. Darüber, dass er zu DDR-Zeiten 250 Menschen zur Flucht verhalf, redet er nicht so gerne, dafür ist der Künstler, der heute bei Rothenburg ob der Tauber lebt, zu bescheiden. Dann lieber darüber, dass es eine Fortsetzung von "Percy Stuart" geben wird: "Der inzwischen ja längst einen Sohn haben könnte, dem er immer wieder aus der Patsche helfen muss". Eine gestandene Vaterrolle, die Claus Wilcke allerdings nicht daran hindert, in Bad Godesberg noch einmal in die Rolle des Liebhabers zu schlüpfen.

"Kennst du mich noch?", Kleines Theater Bad Godesberg, Koblenzer Str. 78, Premiere: 1. Oktober, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: bis 13. 10. und 9. 11. bis 4.12. Karten unter der Rufnummer (02 28) 36 28 39.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort