Ein Festival mit Profil

Kommentar

Es war der Härtetest. Ein Festival, das unter dem Motto "Beethoven und die Zweite Wiener Schule" angetreten ist und dabei die Schlussabrechnung mit einer Platzausnutzung von etwa 90 Prozent machen kann, hat es zweifellos verstanden, das Publikum auch für kompliziertere Programme und Profile zu begeistern.

Das letzte Beethovenfest unter der Intendanz von Franz Willnauer bestätigt also den Erfolgskurs, den der Musikmanager in Bonn eingeschlagen hat. Willnauer ist in schwieriger Zeit nach Bonn gekommen. Seiner Erfahrung, seinem Einsatz, seinen exzellenten internationalen Kontakten ist es vor allem zu verdanken, dass das Beethovenfest wieder einen gesicherten Platz in der nicht nur regionalen Kulturszene hat.

Willnauer hat das Bonner Fest stabilisiert und profiliert. Künstlerischer Sachverstand und wirtschaftliches Denken haben sich bei ihm die Waage gehalten; für Künstler wie Sponsoren war er ein verlässlicher Partner. Wo es Schwierigkeiten gab, haben nicht zuletzt seine Hartnäckigkeit und sein ganz persönlicher Charme die Wege geebnet.

Nicht alles, was sich Franz Willnauer in seinen fünf Bonner Jahren gewünscht hat, ist in Erfüllung gegangen. Eine neue Konzerthalle oder zumindest eine gründlichst umgebaute alte Beethovenhalle - das scheint im Augenblick stärker denn je ein schöner Traum zu sein, selbst wenn man dem Bonner Kulturrat vieles zutraut.

Fakt freilich ist: Auch jenseits der nicht sonderlich aparten Beethovenhalle fehlt der Stadt vor allem ein annehmbarer Konzertsaal mittlerer Größe für 600 bis 800 Zuhörer.

Anderes müsste sich einfacher lösen lassen. Auch in den fünf höchst erfolgreichen Willnauer-Jahren ist es nicht gelungen, das Festival unverkennbar und unübersehbar in der Stadt als Fest für alle zu positionieren. Nach wie vor fehlt eine zündende Idee für ein Eröffnungsfest, das auch mal Zehntausende mobilisieren kann, das vielleicht keine Berührungsängste zur U-Musik hat.

Die Willnauer-Nachfolgerin Ilona Schmiel tritt gleichwohl ein gesichertes Erbe an. Sie sollte verstärkt fortsetzen, was in diesem Jahr erstmals gescheite Formen angenommen hat: die Zusammenarbeit mit anderen Kultur-Institutionen wie Oper oder Kunstmuseum. Denn auch das ist ein Weg, für das Festival gleichsam flächendeckend Aufmerksamkeit zu gewinnen.

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