Ein fernes Echo auf die vier Elemente

Benedikt Birckenbach und Maruf Ahmed in der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Marion Frei im Kurfürstlichen Gärtnerhaus

  Spiegelungen:  Benedikt Birckenbach zeigt seine Skulpturen bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

Spiegelungen: Benedikt Birckenbach zeigt seine Skulpturen bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

Foto: Fischer

Bonn. Wo sonst das nüchterne Klima von Büro und Berufsalltag vorherrscht, sind jetzt kraftvolle und lustbetonte Kunstlandschaften eingezogen. Blickpunkt auf der Tagungsetage der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg ist eine von Monreal & Poppen art consulting eingefädelte Begegnung zwischen dem Bildhauer und Grafiker Benedikt Birckenbach (Jahrgang 1965) und dem expressiven Maler Maruf Ahmed (Jahrgang 1951).

Am Eingang sieht sich der überraschte Besucher auf einer Spiegelwand in scheinbar vertrauter Gesellschaft mit einer wuchtigen Skulptur. "Canto" bildet die Ouvertüre zu einer durchweg lebhaften Dialog von Skulpturen und Ausstellungsplatz. Prozesse wie "Auflösung der Masse" und "Durchdringung der Fläche" (Birckenbach) finden ihre Fortsetzung in "Canto liegend auf Spiegel". Die auf den ersten Blick scheinbar über einer Bodengrube schwebende Plastik ermöglicht per installierter Spiegelfläche das Wechselspiel von oberer und unterer Ansicht.

In seinen drucktechnischen Experimenten filtert der aus der Meisterklasse von Tim Scott (Nürnberg) hervorgegangene Künstler aus statischen Objekten musikalische und kinetische Qualitäten heraus. Vitale Impulse erhält insbesondere ein Tagungstisch-Ensemble, in dessen Mitte nunmehr wie auf einem "Schachbrett" (Birckenbach) eine "Herde" von vierbeinigen Pappelholzminiaturen weidet.

Zur plastisch und grafisch bewegten Szenerie gesellen sich die großformatigen Gemälde (Mischtechnik) von Maruf Ahmed. Kraftvoll zeigt der 1951 in Bangladesch geborene Kölner Meisterschüler (Fachhochschule für Kunst und Design) eine eigensinnige Form von action painting; faszinierend ist das vibrierende, explodierende und dann wieder poetische Fluidum von Farbräumen, von wilden Bildideen, die offensichtlich durch keinerlei reale Quelle gespeist werden.

Im großen Konferenzsaal ist ein farbenschleudernder Feuerball zu sehen; aus terracotta- und sandfarbenen Oberflächen kristallisieren sich Farbgestalten heraus, die wie ein fernes Echo auf die vier Elemente anmuten.

IHK Bonn/Rhein-Sieg, Bonner Talweg 17, bis 15.April. Mo-Do 7.45-17 Uhr, Fr 7.45-15 Uhr.

Bonn. Kosmische Weiten, Lichtsphären waren bis vor einiger Zeit Schwerpunkte der Malerei von Marion Frei. Jetzt hat sie sich ein neues Gebiet erobert und dabei eigenständige Techniken und ausdifferenzierte Darstellungsweisen entwickelt. Eine dem Motto "Mensch und Tanz" gewidmete Einzellschau im Kurfürstlichen Gärtnerhaus bringt die neuen, experimentell ausgerichteten Wege der 1944 in Meißen geborenen Künstlerin nahe.

Seit 1997 genießt die examinierte Kunstwissenschaftlerin und Kunstpädagogin das Privileg, Kursen in den Bereichen Ballett, Tanztheater und Jazz beizuwohnen. Erfahrungen in der Aktdarstellung bilden das Fundament für die Zeichnungen (Bleistift, Tusche, Ölkreide). Figurative Ensembles zeigen angespannte Konzentration, elastische und grazile Körperhaltungen sowie intensives, atmosphärisches Raumambiente.

Spannend zu verfolgen ist, wie aus den Skizzen schemenhafte und zunehmend abstrahierte Gemälde entstehen. Die Zeichensprache der impulsiv agierenden Künstlerin thematisiert energetisch aufgeheizte Bewegungen und vital vibrierende Rhythmen.

Kurfürstliches Gärtnerhaus, Bonn, Beethovenplatz, bis 30.März. Di-Sa 14-18 Uhr, So 10-13 Uhr.

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