Ernst-Moritz-Arndt-Haus Ehrung für den Maler Peter Schwingen zum 200. Geburtstag

Bonn · Glück hat er gehabt, der junge Peter Schwingen, Sohn eines einfachen "Garde-champêtre", eines ländlichen Hilfspolizisten in Muffendorf bei Bonn. Denn früh wurde sein Zeichentalent erkannt; und es war keine Geringere als die "Prinzessin Wilhelm", Schwägerin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., die sich letztlich für ein Stipendium des Jünglings an der damals unter Wilhelm von Schadow blühenden Düsseldorfer Kunstakademie einsetzte.

 Herzige Szene: Peter Schwingens Gemälde "Kinder pflegen einen kranken Hund" von 1842 gehört der Stadt Bonn.

Herzige Szene: Peter Schwingens Gemälde "Kinder pflegen einen kranken Hund" von 1842 gehört der Stadt Bonn.

Foto: Museum

Im Herbst 1831 zog er, gerade 18-jährig, nach Düsseldorf, wo er mit einer Zeichenausbildung begann, um ein Jahr später in die Vorbereitungsklasse der Akademie zu wechseln. Zeigte der junge Mann sich anfangs dieses Privilegs durchaus würdig, wie seine Noten - Anlage: "Sehr gut" und Fleiß "Vortrefflich" - bestätigen, so neigte er später zu, vornehm gesagt, Fehlzeiten, die man auch schlicht Bummelei nennen könnte. Fleiß "Schlecht" hieß es dann und "Hat sich ... 5 Wochen lang nicht eingefunden". Übrigens hatte damals auch der keineswegs unbedeutende Caspar Scheuren geschwänzt. Schwingens Stipendium war verwirkt; sein Talent aber hatte er genügend bewiesen, so dass ihm immerhin die Schulgebühren erlassen wurden. Irgendwie hat er es geschafft, bis 1845 immer wieder zur Akademie zurückzukehren.

Erste Erfolge stellten sich jedoch bereits 1837 ein, als der wohlhabende Elberfelder Kaufmann Peter de Weerth sein Porträt bei Schwingen bestellte, das ihn als begabten Bildnismaler auswies und weitere Kunden einbrachte. Dieses auch "Des Geschäftsmannes Mußestunde" genannte Gemälde konnte jetzt - wie etliche andere auch - für die von der Peter-Schwingen-Gesellschaft und dem Stadtmuseum Bonn eingerichtete, von Sigrid Lange kuratierte Ausstellung "Peter Schwingen. Ein Maler der Düsseldorfer Malerschule. Zum 200. Geburtstag" aus Privatbesitz ausgeliehen werden.

Es zählt zu jenen frühen Porträts des Malers, die seine Modelle in ihrem biedermeierlichen Interieur zeigen. Später wird er sie vor dunkle, neutrale Hintergründe setzen, ihnen jedoch durch Pose, Gewandung und Juwelen eine repräsentative Erscheinung verleihen. "Frau Heseler" etwa trägt ein schwarzes Kleid mit weißen Spitzeneinsätzen. Ihr prächtiger Korallenschmuck korrespondiert mit dem rosigen Inkarnat.

Ein solches Porträt wie auch die Doppelbildnisse großbürgerlicher Ehepaare erinnern an die niederländische Bildniskunst des Goldenen Jahrhunderts. Und auch das deftige Genre, das Schwingen virtuos beherrschte, steht in niederländischer Tradition. Mit der "Weinprobe" oder mit der schlüpfrigen Szene "In der Schmiede" hat Peter Schwingen sich also souverän von den erhabenen Idealen der Akademie, dem frommen Nazarenerstil, gelöst. Nicht zu vergessen sind seine anmutigen Kinderbilder, übrigens nie ohne ein Hündchen, die ihren Charme gewiss auch der Kinderliebe des Malers verdanken. Nicht alle Bilder des Muffendorfers sind gar so harmlos. "Die Pfändung" und "Das Schießen um ein fettes Schwein" lassen während des Vormärz sehr wohl sozialkritische und politische Deutungen zu.

Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Adenauerallee 79, 53113 Bonn, bis 14. Juli; Mi bis Sa 13 bis 17, So 11.30 bis 17 Uhr.

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