Eckart von Hirschhausen doziert in Bonn über die Liebe

Der Arzt, Kabarettist und Bestseller-Autor trägt in der Oper Liebeserklärungen seines Publikums vor

  Dr. Eckhart von Hirschhausen  doziert in der Bonner Oper über die Liebe.

Dr. Eckhart von Hirschhausen doziert in der Bonner Oper über die Liebe.

Foto: Horst Müller

Bonn. Liebe ist ... wenn er ihr auf dem Weg zum Bonner Opernhaus den Schnee aus dem Weg räumt. Liebe ist das freimütige Geständnis vor ausverkauftem Haus, sie oder er sehe im Licht des Kühlschranks "ganz einfach umwerfend aus". Vor allem ist sie stets ein dankbares Thema.

Befand auch Dr. Eckart von Hirschhausen - Moderator, Kabarettist und Schriftsteller - der als Arzt sehr wohl weiß, wie wichtig Liebesbeweise sein können, um gesund zu werden und es zu bleiben. So hat er ihnen sein neues Bühnenprogramm gewidmet, das jetzt Bonn-Premiere feierte.

Ein rundum gelungener Einstieg auch für das Haus der Springmaus als Gastgeber der Reihe "Quatsch keine Oper", gemeinsam mit Theater Bonn. Ein wirklich großes Risiko bestand bei dieser "Operation" jedoch nicht. Was nicht allein an dem Erfolg liegt, den Hirschhausen derzeit als TV-Talkmaster im NDR, auf der Bühne und in den Auslagen der Buchhandlungen genießt, sondern an erster Linie an ihm selbst.

Sein Auftreten: sympathisch, locker und dabei stets ein wenig (selbst)ironisch. Sein Rezept: intelligente Unterhaltung, die auf der Bühne gut und gerne um einiges frecher und direkter sein darf als auf dem Bildschirm, dazu medizinisches Fachwissen, das er für Laien verständlich aufbereitet, und natürlich eine satte Portion Charme, um kleine Unebenheiten spielend auszubügeln oder ganz einfach zu ihnen zu stehen.

Liebe ist alles, was du brauchst, sangen seinerzeit die Beatles. Wenn's so einfach wäre, setzt Eckart von Hirschhausen dagegen. Und seine Skepsis überzeugt weitaus mehr als das verzweifelte Augenrollen eines bekannten Berliner Comedians, weil dessen Freundin immer neue Schuhe kauft, hysterisch durch die Gegend telefoniert oder leider immer noch nicht kapiert hat, in welchem Laden er am liebsten sein neues Plasma-TV-Gerät kaufen würde.

Eckart von Hirschhausen hingegen ist und bleibt Wissenschaftler, und mit diesem Anspruch geht er auch das Thema Liebe an. Wobei er wie wohl die meisten seiner Zuschauer hin und hergerissen sein dürfte zwischen Romantik und Ratio. Denn wenn es für jeden Menschen nur den einen oder die eine im Leben gibt, was passiert dann, wenn bloß einer ausgerechnet an den Falschen gerät? Bricht dann das ganze System zusammen?

Schon dieses kleine Beispiel ist als Empfehlung angetan, nicht alles allzu verbissen zu sehen. Sind Singles also insgeheim tatsächlich so kreuzunglücklich und beneiden ausnahmslos alle ihre Mitmenschen in festen Händen? Die von Hirschhausen in Auftrag gegebene anonyme Murmel-Studie in den voll besetzten Reihen der Bonner Oper lässt da durchaus andere Schlüsse zu.

Wie überhaupt an diesem Abend der Zuschauer direkt gefragt ist. Das kennt der Arzt von Hirschhausen aus der Praxis. Wo der Patient selbst mitarbeitet, ist der Erfolg meist größer. So werden in der Pause fleißig Postkarten geschrieben.

Und während Eckart von Hirschhausen anschließend die gemeinsten Streitereien unter Paaren und die schönsten Liebeserklärungen zum Vergnügen aller im Saal laut vorliest, wird nach und nach wohl jedem klar, dass Liebe nicht (nur) mit Jugend, Erfolg und gutem Aussehen gleichzusetzen und nicht am Kontostand zu messen ist.

Sondern, dass es tausend und abertausend Geschichten über sie gibt - herzerfrischend normal und originell. Man muss nicht Medizin studiert haben, um dies zu wissen. Aber andererseits, wenn der Arzt es einem so schön erklären kann. . .

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