Ausstellung in der Villa Zanders Drucke nach Rubens-Gemälden in Bergisch Gladbach

Bergisch-Gladbach · Die große Geste unter der Lupe: Druckgrafiken der Sammlung Wolfgang Vomm sind in der Villa Zander in Bergisch-Gladbach zu sehen. Es handelt sich um Drucke nach Rubens-Gemälden.

 Nach Rubens: „Raub der Töchter des Leukippos“ von Ferdinand Wolfgang Flachenecker.

Nach Rubens: „Raub der Töchter des Leukippos“ von Ferdinand Wolfgang Flachenecker.

Foto: Michael_Wittassek

Rubens – der Name ist Programm. Er ist ein Synonym für opulente Gemälde mit ebenso opulenten Personen, für die farbige Strahlkraft der Barockmalerei, für die ganz große Geste. Und dann steht man vor einem schwarz-weißen, 50 mal 60 Zentimeter kleinen Blatt – und staunt.

Denn die Druckgrafiken, die unter dem Titel „Nach Rubens“ im Kunstmuseum Villa Zanders zu sehen sind, enttäuschen keineswegs. Im Gegenteil, die Kunst der Kupferstecher und Lithografen, der Kopisten und Drucker, die in drei Jahrhunderten das Werk des Antwerpener Meisters populär gemacht haben, ist oft so filigran und tiefenscharf, dass sie geradezu einlädt, genauer hinzuschauen und Details zu entdecken, die im großen Getümmel der Originale vielleicht übersehen werden.

Es ist genau dieser Facettenreichtum, der Wolfgang Vomm an seinem Sammelgebiet so fasziniert. Rund 1500 Blätter hat der Kunsthistoriker und ehemalige Leiter der Städtischen Galerie Villa Zanders in 20 Jahren zusammengetragen; 150 sind in der Ausstellung zu sehen.

In acht Abteilungen präsentiert Vomm den berühmten Belgier, der übrigens in Siegen geboren wurde, als Universalgenie und cleveren Unternehmer, der sich bereits zu Lebzeiten aller verfügbaren Medien bediente, um seinen Ruhm zu mehren.

Rubens' "Raub der Töchter des Leukippos“ wirkt als Lithografie fast dezent

Die Praxis, sämtliche Bildmotive, die die Werkstatt verließen, vorher von Schülern kopieren zu lassen, macht Peter Paul Rubens zudem zu einem der am besten dokumentierten Künstler seiner Zeit, und vor allem auch der Zeit danach. Denn die Motive überlebten in Druckgrafiken bis ins 19. Jahrhundert, vervielfältigt von verschiedensten Interpreten.

Ein Beispiel ist die „Kreuzabnahme“ nach dem Altar der Antwerpener Liebfrauenkathedrale, eins der meistkopierten Rubens-Werke überhaupt. Vomms historischem Forscherdrang geht es nicht nur ums bloße Schauen, sondern um die Eröffnung eines Kosmos’, in dem die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch manchmal durchaus verschwimmen. Zum Beispiel beim „Raub der Töchter des Leukippos“, einem mehr als zwei mal zwei Meter großen Aktgetümmel von 1618 in fast entzündeten Farben, das als Lithografie geradezu dezent wirkt und den Blick sehr viel intensiver auf die zentrale Szenerie lenkt.

Zu studieren sind auch berühmte Museumswerke wie „Die Stigmatisierung des Heiligen Franz von Assisi“ (Wallraf-Richartz-Museum Köln), der Medici-Zyklus aus dem Louvre oder „Der Sieg des Abendmahls über den Götzendienst“, ein heidnisches Tohuwabohu, beleuchtet vom Engel der Erkenntnis.

Das gleiche Motiv ist auf einem der Bildteppiche dargestellt, die Rubens für den Kölner Dom entworfen hat. Sie werden nur ab und zu aus dem Depot geholt und aufgehängt – das nächste Mal in der Woche vor Pfingsten Anfang Juni.

Bis 26. Mai, geöffnet Di-Sa 14-18 Uhr, Do 14-20 Uhr, So 11-18 Uhr. Kunstmuseum Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, Bergisch Gladbach. Infos im Internet: www.villa-zanders.de

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