Dreistündiger Irish-Folk-Marathon in Endenicher Harmonie

Babars Erlebnisse für ganze Familie - Stücke von Beethoven und Gershwin an Klais-Orgel - Klänge zur Passionszeit

Dreistündiger Irish-Folk-Marathon in Endenicher Harmonie
Foto: Promo

Familienkonzert. Er ist ein Elefant, trägt eine rote Krawatte, kann Auto fahren und macht mit einer alten Dame Morgengymnastik: Das ist nicht Benjamin Blümchen, sondern Babar, der Star des Familienkonzerts in der Beethovenhalle. Günther Weißenborn, unterstützt von Müllers Marionettentheater, erzählt den Bilderbuchklassiker von Jean de Brunhoff; Wolfgang Lischke am Pult des Beethoven Orchesters Bonn (BOB) dirigiert "Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten".

Jean Francaix hat die Klaviersuite von Francis Poulenc orchestriert und die illustrative Wirkung von Marsch, Walzer, Wiegenlied und Nocturne verstärkt. Die Puppenspieler hantieren mit so vielen großen und kleinen Stoffelefanten, dass die Aufmerksamkeit der jüngsten Zuschauer ganz aufs Zuschauen gerichtet ist. Und es ist wirklich sehenswert, wie das Marionettentheater Babars Abenteuer mit wenigen einfachen Requisiten erzählt: Der Tod der Elefantenmutter, die Wanderung in die große Stadt und schließlich die Rückkehr in den Urwald, Hochzeit und Krönung.

Ruhige, harmonische Bein-, Ohr- und Rüsselbewegungen - immer im Takt der Musik - zaubern bis in die hinteren Reihen traumhaft schöne Effekte. Als Babar seine Celeste heiratet und zum Elefantenkönig gekrönt wird, dürfen alle vom Publikum mitgebrachten Stofftiere als Hochzeitsgäste auf die Bühne. Lischke und das BOB gestalten die fantasievollen musikalischen Intermezzi ansprechend, agieren aber vor allem als Stichwortgeber für die Erzählung.

St. Remigius. Von seiner besten Seite zeigte sich Berthold Wicke, Kantor an der Lutherkirche, bei der zweiten Musik am Taufstein Beethovens. Denn für sein Konzert an der Klais-Orgel der Remigiuskirche hatte er nicht nur ein äußerst geschmackvolles und beziehungsreiches Programm zusammengestellt. Etwa zwei Stücke Beethovens, die dieser für Flötenuhr geschrieben hat.Scherzo und Allegro aus den fünf Stücken WoO 33,2 nutzte Wicke, um mit relativ beschränkten Mitteln verschiedenste klangliche Schattierungen vorzustellen. Mit Musik der zwei Beethoven-Zeitgenossen Knecht und Rinck ging es weiter: "Durch ein Donnerwetter unterbrochene Hirtenwonne" von Justin Heinrich Knecht und Johann Heinrich Rincks Konzert F-Dur. Zum Abschluss spielte Wicke mit George Gershwins Rhapsody in Blue ein Stück, das selbst für die versatile Orgel in der Remigiuskirche eine Herausforderung war.

Harmonie. "Kennt ihr dieses Lied noch?": Beim Konzert der Irish-Folkrocker "Paddy goes to Holyhead" in der Harmonie schwelgte man auf und vor der Bühne in musikalischen Erinnerungen. Die Band um Frontmann Paddy Schmidt ließ 20 Jahre "on tour" Revue passieren und verlangte mit ihrem knapp dreistündigen Irish-Folk-Marathon sich und den Fans sportliche Kondition ab. Auf rasante Tanznummern folgten irische und schottische Balladen, die das Bandküken Nicole Ansperger mit melancholischen Geigenstrichen untermalte.Der Frontmann mit der Statur eines Bären spielte virtuose Mundharmonika-Soli und beeindruckte durch halsbrecherisch schnellen Sprechgesang. "In Irland gab es den ersten Rap der Weltgeschichte", scherzte er, der sämtliche Tricks eines Entertainers auf Lager hatte. Die Vorteile des mit "Banks of Australia" besungenen Kontinents hatte er schnell aufgezählt: "In Australien gibt es kein Rauchverbot und auch keine große Koalition."

Beethoven-Haus. Die beiden Kölner Hochschulprofessorinnen Maria Kliegel (Violoncello) und Nina Tichmann (Klavier) - die zusammen mit der Geigerin Ida Bieler 2001 das renommierte Xyrion-Trio gründeten - gestalteten bei den städtischen Kammerkonzerten im Beethoven-Haus einen eindrucksvollen Duo-Abend. Am Beginn stand ein Stück des baltischen Komponisten Erkki-Sven Tüür (Jahrgang 1959) mit dem Titel "Dedication" von 1990. Die Realisation der Pièce geschah, im Cello wie im Klavier, mit großer Eindringlichkeit.Gleiches ist von der 1978 entstandenen ersten Cellosonate Alfred Schnittkes (1934-1998) zu sagen. Nach der Pause dann Klänge und Rhythmen aus Ungarn bei Zoltan Kodálys "Ungarischem Rondo" von 1917, das richtig zündend herauskam. Und ganz große Ton-Klang-Intensitäten bei Frédéric Chopins Cello-Sonate op. 65. Der warme, sangliche Ton des edlen Cellos und die üppige, doch immer sorgsam abgestimmte Klang-Palette des Klaviers feierten hier Triumphe.

St. Marien. "Tristis est anima mea" lautete der Titel des Programms, mit dem das Vokalensemble Opus Vocale in der Godesberger Marienkirche gastierte. Das junge Ensemble besteht aus 29 Solisten aus ganz Deutschland, die sich unter ihrem Dirigenten Volker Hedtfeld zu einem Klangkörper erster Güte formiert haben. Hedtfeld hat Opus Vocale zu einem sehr organischen, dynamisch flexiblen Klangkörper geformt.Das war sehr schön bei den Werken romantischer Provenienz zu verfolgen, etwa dem "Requiem" von Peter Cornelius. Ausgesprochen eindringlich war auch die Darstellung der Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" von Rudolf Mauersberger. Allenfalls bei den Quatre Motets pour un temps de Pénitence von Francis Poulenc geriet man intonatorisch zuweilen an seine Grenzen. Hauptwerk des Abends war das Requiem von Gabriel Fauré. Wunderbar souverän von der Organistin Felizitas Rodach begleitet, hatte diese Musik engelsgleiche Qualitäten. Als Zugabe gab es Reger "Die Nacht ist kommen", aus op. 138.

Münster. Ein klangschönes Konzert zur Passionszeit hatte das Bonner Münster vorbereitet mit Kantaten und Solo-Liedern von Bach sowie A-cappella-Motetten von Mendelssohn-Bartholdy. Die Ausführenden waren Ariane von der Heyden-Karas (Sopran), Katharina Gessler (Alt), Jakob Buch (Tenor) und Ulrich Schütte (Bass) - der sich mit Münsterkantor Markus Karas die Leitung der beiden Kantaten teilte.Dabei waren auch der Kammerchor am Bonner Münster "Chorus Cantate Domino" und ein kleines Instrumentalensemble mit Thekla von Dombois (Oboe) und den Continuo-Spielern David Schütte (Violoncello) und Christoph Schürmann (Orgel) an der Spitze.Die Bach-Kantaten "Jesus nahm zu sich die Zwölfe" BWV 22 und "Sehet! Wir gehn", ferner "Lieder vom Leiden und Sterben Jesu" aus dem Bach-Schemellischen Gesangbuch waren ebenso zu hören wie Bachs "Komm süßer Tod" und "Jesu Wunden" des Romantikers Albert Beck oder die Mendelssohn-Sätze aus den "Sechs Sprüchen für achtstimmigen Chor" op. 79 und die "Drei doppelchörigen Motetten" op. 78. Viel beeindruckter Beifall.

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