Publikumsgespräch mit Nike Wagner zum Beethovenfest Dramaturgische Feinstarbeit

Bonn · Intendantin Nike Wagner erklärt im Gespräch mit GA-Redakteur Bernhard Hartmann die Ideen hinter dem Beethovenfest-Programm, gibt Einblicke in ihre Arbeit und verrät, was ihr bei einem Konzert wichtig ist.

 Nike Wagner im Gespräch mit GA-Redakteur Bernhard Hartmann.

Nike Wagner im Gespräch mit GA-Redakteur Bernhard Hartmann.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur wenige Schritte von der Kreuzkirche entfernt, einem der neuen Hauptspielorte des diesjährigen Beethovenfestes, präsentierte Intendantin Nike Wagner am Mittwochabend ihr Konzept und Auswahlkriterien für das Beethovenfest 2017. Im Rahmen eines Publikumsgesprächs im Kirchenpavillon, moderiert von GA-Redakteur Bernhard Hartmann, erklärte Wagner außerdem die Veränderungen zum Vorjahr und gab Hintergrundinformationen zur Themensetzung. In diesem Jahr steht das Musikfest, das vom 8. September bis 1. Oktober stattfindet, unter dem Thema „Ferne Geliebte“.

Eine wesentliche Neuerung seien die Spielstätten, da die Beethovenhalle aufgrund ihrer Sanierung als Konzertsaal wegfalle. Zu einem zentralen Spielort sei daher die Kreuzkirche geworden, die Platz für mehr als 1000 Besucher biete. Auch die Eröffnungsmatinee mit dem titelgebenden Liederkreis „An die ferne Geliebte“ von Beethoven und Jacques Offenbachs Ouvertüre zur Oper „Die Rheinnixen“ wird in der Kirche am Hofgarten veranstaltet. Eine Übersicht über das Konzertprogramm in der Kreuzkirche, das von einem Madrigalkonzert des Ensembles „Profeti della Quinta“ bis hin zu Konzerten mit dem deutsch-russischen Pianisten Igor Levit reicht, fasst ein eigener Flyer zusammen.

„Ein ungewöhnliches Programm“ nennt Wagner ihre Auswahl für ihre dritte Intendanz. Nach den Leitworten „Veränderung“ und „Revolution“ habe sie sich bemüht, eine „andere Tonart“ zu finden. „Mich hat der lyrische Beethoven interessiert, der nach innen gewendete“, so die Urenkelin Richard Wagners. Der Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ markiere außerdem den Eintritt des Komponisten in sein Spätwerk. Durch die Kürzung des Festivals von vier auf drei Wochen soll der Spannungsbogen für das Publikum aufrechterhalten werden. Wagner habe sich bemüht, Überschneidungen der insgesamt 54 Veranstaltungen zu vermeiden. Neben dem Schwerpunkt Originalklang – Konzerte mit alten Originalinstrumenten –, den Tanzdarbietungen, Werken von Beethovens Zeitgenossen, offeriere das Fest „Beethoven satt“.

In dem einstündigen Gespräch thematisiert die Intendantin aber auch Zweifel und Schwierigkeiten bei der Planung. Beim World Conference Center Bonn (WCCB) als mögliche Spielstätte sei sie zunächst „fürchterlich skeptisch“ gewesen. Aber die Akustik sei gut, und einen angenehmen Vorteil biete der Saal – nämlich ansteigende Stuhlreihen. Die Zuhörer im Kirchenpavillon nicken zustimmend.

An dem Nachmittag zeigt sich Wagner nicht nur als Programmdirektorin, sondern auch als Konzertbesucherin. „Ich hasse unnummerierte Plätze“, gesteht sie. Die Befürchtung eines Zuhörers, das Beethovenfest 2019 könnte aufgrund des Jubiläums 2020 möglicherweise wegfallen, kann Wagner ausräumen: „Natürlich gibt es 2019 ein Beethovenfest. 2019 wird ganz traditionell.“ Und auch das Überthema für übernächstes Jahr verrät sie – „Mondschein“ soll es lauten.

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