Drama von Brecht feiert in den Kammerspielen Premiere

"Herr Puntila und sein Knecht Matti" zählt neben der "Dreigroschenoper" zu den meistgespielten Stücken von Bertolt Brecht . In einer Inszenierung von Johannes Lepper feiert es am Freitagabend Premiere.

Drama von Brecht feiert in den Kammerspielen Premiere
Foto: Thilo Beu

Bonn. Für die Iren ist "Realität eine Illusion, die durch einen Mangel an Alkohol entsteht". Soweit man Sprichwörtern glauben kann. Der Gutsbesitzer Puntila ist geneigt, dies zu tun.

Und solange er trinkt, möchte man ihn vielleicht sogar ganz sympathisch finden: jovial, charmant, gut gelaunt. Nur seine "grauenvollen Anfälle von Nüchternheit" - die sind tatsächlich zum Fürchten. Dann, wenn der Kapitalist par excellence in ihm zum Vorschein kommt. Matti, sein Chauffeur, weiß das. Klug genug, sich vor beiden in Acht zu nehmen, dem nüchternen Puntila und dem betrunkenen.

Vielleicht liegt es an diesem ebenso eindrucksvollen wie unterhaltsamen Fall von Bewusstseinsspaltung durch Kapitalismus, dass "Herr Puntila und sein Knecht Matti" neben der "Dreigroschenoper" zu den meistgespielten Stücken von Bertolt Brecht zählt. In einer Inszenierung von Johannes Lepper feiert es am Freitagabend, 25. März, Premiere in den Godesberger Kammerspielen; mit Bernd Braun als Herrn und Raphael Rubino als Knecht.

Obwohl Matti aus Sicht des Regisseurs keineswegs dem typischen Bild des Dieners entspricht. "Er weiß, wie man überlebt, und er muss es wissen. Wobei er sich seine eigenen Gedanken über die Herrschaften macht, die auf dem Rücksitz seines Wagens Platz nehmen, und sich von seinem Boss zu keiner Zeit vereinnahmen lässt."

Johannes Lepper, Jahrgang 1960, stand nach einer Schauspielausbildung in Bochum selbst auf der Bühne, so zum Beispiel in der Spielzeit 1987/88 in "Ende gut, alles gut" von David Mouchtar-Samorai in der Halle Beuel. Seit 1993 arbeitet der heute 50-Jährige als Regisseur; zuletzt am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Von 1999 bis 2008 war Lepper Intendant am Schlosstheater Moers und am Theater Oberhausen.

Berührungsängste oder Vorbehalte gegen Brecht und seinen gesellschaftspolitischen Duktus hat er im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht und betrachtet die Verbindung zwischen "guter Unterhaltung auf der einen und der Analyse der Verhältnisse auf der anderen Seite" als Herausforderung, die ihm persönlich großen Spaß mache. Nicht zuletzt der Ironie wegen, mit der Brecht die Figuren angelegt hat.

Denn ganz so einfach lasse sich die Moral von der Geschicht' nicht definieren. Und vielleicht, so fügt Johannes Lepper hinzu, "entspricht Mattis halbherzige und zum Teil auch kleinbürgerliche Haltung gegenüber den herrschenden Verhältnissen am ehesten dem heutigen Zeitgeist". Parallelen zur Realität brauche man in Brechts Stücken nicht lange zu suchen. Was Lepper vor allem fasziniert, ist die Verbindung einer gesellschaftspolitischen Vision mit einem gesunden Pragmatismus. Und nicht zuletzt auch mit einer herzhaft-komischen Direktheit.

"Für Brecht bestand darin kein Widerspruch", wie Dramaturgin Almuth Voß ergänzt. Wobei sich die Handlung des "Puntila" von der finnischen Provinz, wo er 1940/41 entstand und ursprünglich spielt, mühelos auf andere Orte und Zeiten übertragen lasse. Weil es letztlich nicht um Herren oder Knechte gehe, sondern um Abhängigkeit an sich. Damals wie heute.

Am Donnerstagabend, 19.30 Uhr, Karten unter 77 80 22. Auch am 30. März, 3., 10. und 13. April .

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