Von der Serie zum Blockbuster Kann „Downtown Abbey“ auch als Kinofilm überzeugen?

Bonn · Die sechs Staffeln von „Downtown Abbey“ haben unzählige Fans gefunden. Nun startet die Filmversion der Serie im Kino. Kann die neue Produktion an die Erfolge des TV-Formats anknüpfen?

 Michelle Dockery als Mary Crawley und Matthew Goode als Henry Talbot in einer Szene des Films "Downtown Abbey".

Michelle Dockery als Mary Crawley und Matthew Goode als Henry Talbot in einer Szene des Films "Downtown Abbey".

Foto: dpa/Jaap Buitendijk

Über sechs Staffeln hielten die Fans „Downton Abbey“ ihre Treue und verfolgten gespannt das wendungsreiche Schicksal der englischen Adelsfamilie Crawford und ihrer umfangreichen Schar an Bediensteten. Die britische Fernsehserie, deren erste Folgen in Deutschland im Juli 2011 ausgestrahlt wurden, entwickelte sich schnell zum internationalen Phänomen, was vor allem an der differenzierten Zeichnung der Figuren, einer ausgeklügelten Plotkonstruktion und der für ein TV-Format verschwenderischen Ausstattung lag.

Grundidee und Drehbuch stammten von Julian Fellows, der selbst aus einer Aristokratenfamilie kommt. Schon in seinem Skript zu Robert Altmans „Gosford Park“ (2001) hatte er die Dynamik zwischen Herrschaft und Bediensteten untersucht, in der sich die Klassengegensätze auf engstem Raum widerspiegelten. Dieses Konzept konnte er nun in „Downton Abbey“ in der ganz großen Erzählform ausbauen, die viel Raum für eine facettenreiche Entwicklung des umfangreichen Figurenarsenals bot. Die Serie setzte 1912 mit dem Untergang der Titanic ein und reichte bis zum Jahr 1925 – ein historisches Zeitfenster, das von der technischen Revolution über den Ersten Weltkrieg bis zum Frauenwahlrecht und dem irischen Unabhängigkeitskampf ein breites Spektrum an gesellschaftlichen Umwälzungsprozessen mit einfließen ließ. Große dramatische Verwerfungen setzten beim Publikum anhaltende Suchteffekte frei und am Ende von Staffel 6 wurden die Zuschauer mit einem rührigen Massen-Happy-End belohnt.

Auf der Leinwand ist alles größer und prunkvoller

Aber nun nach dreijährigem Entzug legt man für die zahlungswilligen Fans noch einen Kinofilm nach. Natürlich muss auf der Leinwand alles ein wenig größer und prunkvoller sein als auf dem heimischen Flachbildschirm. Und so kündigt kein Geringerer als König Georg V. samt Gemahlin Mary seinen Besuch in Downton Abbey an. Während Lord Grantham (Hugh Bonneville) der Ehre mit aristokratischer Grundgelassenheit entgegensieht und Tochter Mary (Michelle Dockery) die Event-Organisation überlässt, versetzt die Nachricht vom hohen Besuch die Dienerschaft in helle Aufregung. Schließlich sind sie es, die nun jedes Möbelstück abstauben, das Tafelsilber und die Kronleuchter auf Hochglanz bringen müssen. Ganz abgesehen von den kulinarischen Vorbereitungen, in die sich Mrs. Patmore (Lesley Nicol) und die wackere Daisy (Sophie McShera) stürzen. Sogar der pensionierte Butler Carson (Jim Carter), der als Hobbygärtner mit ungewohnter Gesichtsbräune erstrahlt, wird in den aktiven Dienst zurückgeholt.

Aber der König hat sein eigenes Personal, das seine Reisen vorbereitet und nun das Zepter in der Küche von Downton übernimmt. Das führt zu unterhaltsamen Machtkämpfen zwischen Stammpersonal und arroganter Königsdienerschaft. Wie schon im Serienformat werden auch hier in den Grundplot verschiedene Nebenstränge eingeflochten. Hausdiener Thomas (Alexander Doering) darf nun endlich sein schwules Coming-Out ausleben und gerät dadurch ins Visier der Sittenpolizei. Ein zwielichtiger Geselle droht mit einem Attentat auf den Monarchen und als Ire wird ausgerechnet der gutmütige Tom (Adam Leech) eines Komplotts verdächtigt.

Man merkt deutlich, dass Drehbuchautor Fellows mit dem weniger ausufernden Erzählformat eines abendfüllenden Spielfilms zu kämpfen hat. Die Dramatisierungen einzelner Handlungsstränge können hier weniger vertieft und müssen oft etwas vorschnell auf der Zielgeraden wieder aufgelöst werden. Aber dennoch überzeugt der Film vor allem durch seine offensiven Zuneigungsbekundungen zu den beliebten Charakteren. Das gilt allen voran für Maggie Smiths altehrwürdige Lady Violet, die mehr Haare denn je auf den Zähnen hat.

Die 84-jährige Smith erblühte in der Rolle der scharfzüngigen Großmutter noch einmal in voller Größe und wurde schnell zur beliebtesten Figur der Serie. Der Kinofilm legt ihr nun einen herzzerreißenden Abschiedsmonolog zu Füßen, der diese wunderbare, große Dame des britischen Kinos in all ihrer Würde erstrahlen – und beim Publikum die Tränen kullern lässt.

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