Disco-Königin Lady Gaga singt im Kölner Palladium

New Yorkerin stellt ihre neue CD "The Fame" vor

Disco-Königin Lady Gaga singt im Kölner Palladium
Foto: Thomas Brill

Köln. Die Lady ist ein Vamp. Neo-Punk, Drama Queen, Fashion Victim. Und eine Showdiva, die viele schon als potenzielle Nachfolgerin Madonnas sehen. Stefani Germanotta alias Lady Gaga hat mit ihrem Debütalbum als Solosängerin, "The Fame" (Der Ruhm), international maximal gepunktet.

Passend zu dem latexglatten, clever kalkulierten Disco-Popsound zelebriert die 23-jährige New Yorkerin einen Personenkult, den die Musikwelt seit Madonna und Grace Jones tatsächlich so nicht mehr erlebt hat. Im Kölner Palladium kann sich das Publikum nun auch von der beachtlichen Live-Gesangsstimme Lady Gagas überzeugen - wenn Frau Gaga denn zwischendurch einmal live singt.

Nach der Videoclip-Intro startet Madame mit ihrem Song "Paparazzi", in dem sie das oberflächliche Showbiz mit schnell geschossenen Abziehbildern und rasch alternden Images thematisiert.

Ihren Auftritt gestaltet sie formvollendet: Halbnackte, dunkelhäutige Tänzer bilden mit Schildern eine Art Ummantelung, aus der Lady Gaga sich allmählich wie aus einem Vulkantrichter herausschält, eingehüllt in Trockeneisnebel und in ein geometrisches Paillettenkleid, das ein Tribut an die achtziger Jahre ist. Und nur sehr halbherzig die körperlichen Reize der 23-Jährigen verdeckt.

Es folgt der zweite Song, die aktuelle Single "Love Game" mit jener ominösen Textzeile, die gewissermaßen schon zum Markenzeichen von Lady Gaga geworden ist: "Let's have some fun this beat is sick/I wanna take a ride on your disco stick" (Lass uns etwas Spaß haben, der Beat ist geil, ich will auf Deinem Discostab reiten). Überdeutliche sexuelle Anspielungen gehören zum Portfolio der Künstlerin.

Das Lied wird, wie die meisten anderen Stücke des Abends auch, von ihrer Band und einem DJ auf eine verlängerte Konzertversion gebracht. Irritierend ist es aber schon, wenn Lady Gaga ihre eigenen Vocals vom Vollplayback laufen lässt und lieber abhottet statt zu singen.

Auch bei "Beautiful, Dirty, Rich" changiert die Lady zwischen Halbplayback, wenn sie bloß "draufsingt", und Vollplayback, wenn sie sich Tanzeinlagen widmet.

Den Gegenbeweis tritt sie jedoch postwendend an. Eine A-cappella-Einlage von "Cabaret" zerreißt jegliche Zweifel an ihren stimmlichen Qualitäten in der Luft. Die Lady vermag virtuos zu modulieren; ihr dunkles, verrauchtes Timbre verfehlt seine Wirkung nicht.

Mit jedem Kostümwechsel präsentiert sie noch ein Stück mehr nackte Haut. Ein roter, lederner Minirock erinnert in der Rückansicht mehr an einen String-Tanga. Ihre Sonnenbrille wirft sie zwischendurch wie einen religiösen Kultgegenstand ins Publikum - die Domina füttert ihre Sklaven. Zuletzt trägt sie einen ultraknappen Glitzerfummelfetzen, einen Hauch von Nichts.

Nach 40 Minuten wacht das zwar geneigte, aber sicherlich nicht enthusiastische Publikum auf, als mit "Just Dance" Lady Gagas erster großer Hit durch die Lautsprecher donnert. Auf "Boys Boys Boys" und "Money Honey" folgt die ruhigere Nummer "Eh, Eh (Nothing Else I Can Say)".

In einem Seifenblasen-Kostüm sitzt sie später an einem Seifenblasen-Flügel und spielt die Ballade "Brown Eyes", die ihr Beuteschema illustriert.

Der Abend endet mit einer XXL-Fassung von "Poker Face", einer Bombastversion eines bombastischen Hits. Und dann, nach 70 Minuten, ist Schluss. Die Kürze des Programms darf nicht verwundern, es gibt bisher eben nur das eine Album. Aber ein Abgang ohne Zugabe? Lady Gaga ist offensichtlich ein leidenschaftlicheres Publikum gewohnt.

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