Konzert Dirigent Orozco-Estrada und Pianist Buchbinter zu Gast in Köln

KÖLN · Der kolumbianische Dirigent Andrés Orozco-Estrada und der Wiener Pianist Rudolf Buchbinder kennen sich gut. Der eine ist (noch) Chef des österreichischen Tonkünstler-Orchesters, der andere Intendant des Festivals Grafenegg, wo dieses Orchester eine permanente Residenz hat.

 Rudolf Buchbinder bei der Probe in der Philharmonie.

Rudolf Buchbinder bei der Probe in der Philharmonie.

Foto: Brill

Jetzt traf man sich in Köln sozusagen auf neutralem Boden und mit einem anderen Klangkörper - dem London Philharmonic Orchestra. Für ihr Konzert in der nicht ganz ausverkauften Kölner Philharmonie hatten Dirigent und Solist sich auf Edvard Griegs Klavierkonzert in a-Moll geeinigt, das nach dem fulminanten Konzerteinstieg mit Zoltán Kodálys "Galántai táncok" (Tänze aus Galánta) folgte.

Man kennt Buchbinder vor allem als Interpreten von Komponisten der Wiener Klassik, aber der 66-Jährige fremdelt auch bei den nordischen Klängen des a-Moll-Konzertes nicht. Den dramatischen Paukenwirbel des Beginns beantwortet Buchbinder mit muskulösem Akkordspiel, das er bruchlos in das zauberhaft-schlichte Thema überführte.

Buchbinders Virtuosität und poetisches Einfühlungsvermögen gingen in diesem Konzert eine wunderbare Verbindung ein. Orozco-Estrada und die Londoner Musiker waren dabei ganz wunderbare Dialogpartner, auch und vor allem wenn es leiser wurde; hier ein kurzes Zwiegespräch mit der Flöte, dort eines mit der Oboe.

Nach einem innig durchdrungenen langsamen Satz begeisterte Buchbinder im Finale mit seinem glasklaren, funkelnden Spiel, das gerade den nordischen Charakter dieser Musik unterstrich. Der begeistert vorgetragene Applaus konnte ihn aber nicht zu einer Zugabe bewegen.

Der in Wien lebende Orozco-Estrada ist ein Dirigent, der in vielen musikalischen Zungen spricht. Nach dem Ungarn Kodály und dem Norweger Grieg stand als dritter Komponist Dvorak auf dem Programm, dessen Musik böhmische Luft atmet. In der siebten Sinfonie ist es besonders das Scherzo, dessen tänzerisch-melancholischer Charakter von den britischen Musikern unter Orozco-Estrada wunderbar duftig zum Klingen gebracht wurde.

Dass Dvorak sich freilich auf mehr verstand, als hübsches Lokalkolorit zu zeichnen, zeigte bereits der sehr viel düsterere erste Satz mit seinen markanten Klangballungen. Für den Applaus nach dem Finalsatz bedankte man sich mit der feurig-virtuos gespielten Ouvertüre zu Glinkas "Ruslan und Ludmilla".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort