Sopranistin im Bonner Opernensemble Diese Stimme ist bezaubernd schön

BONN · Eine raumfüllende Stimme mit dennoch intimem Charakter, damit begeisterte Sumi Hwang, seit dieser Spielzeit Mitglied des Ensembles der Oper Bonn, bei ihrem Liederabend im großen Saal des Hauses. Während die bereits mit zahlreichen ersten Preisen ausgezeichnete Sängerin an ihrer neuen Wirkungsstätte vorstellte, saß am Klavier einer, der das gewiss nicht nötig hatte

 Großes Talent: Die Sopranistin Sumi Hwang hat ein großes Faible fürs Lied.

Großes Talent: Die Sopranistin Sumi Hwang hat ein großes Faible fürs Lied.

Foto: PR

Helmut Deutsch, eine der Koryphäen der Liedbegleitung, der, und das war auch an diesem Abend überaus eindrucksvoll zu erleben, sein großes Können und seine nicht nur an der Seite des Baritons Hermann Prey erworbene reiche Erfahrung mit einer derartigen Ausschließlichkeit in den Dienst der Solistin stellte, dass beide zu glänzen vermochten: zu allererst natürlich die Solistin, aber auch Deutsch als kongenialer Begleiter.

Er vermochte es nämlich mit bestechender Genauigkeit das Wesentliche aus jeder Begleitung herauszudestillieren, sei es der allgemeine Charakter eines Liedes, thematische Bezüge, dynamische Kurven oder auch nur ein kleines Motiv.

So wurde etwa der perpetuum mobile-artige Fluss von Franz Schuberts "Gretchen am Spinnrad" mit der gleichen Treffsicherheit wiedergegeben wie die ganz nach innen gekehrte Ausdruckswelt von Hugo Wolfs "Verborgenheit" oder die orchestrale Fülle der zerklüfteten Klanggebirge von Alban Bergs "Sieben frühen Liedern". Deutsch machte aus dem sperrigen Klavierpart eine äußerst blumig klingende Begleitung voller klanglicher Poesie selbst in den Binnenstimmen, eine ideale Grundlage mithin für Hwangs bezaubernde Stimme, die nur bei heiklen Anfängen gelegentlich Eintrübungen aufwies.

Die expressiven Melodien Bergs meisterte Hwang nicht nur sehr sicher, sondern mit einer großartigen Sinnlichkeit und einer exzellenten sprachlichen Diktion. Das ist auch auf diesem sängerischen Niveau keine Selbstverständlichkeit. Wie gut Hwang und Deutsch miteinander harmonierten zeigte sich nicht zuletzt in Bergs fast schon aphoristisch anmutendem "Im Zimmer" oder der "Liebesode", als beide die dynamische Bogenform dieses Liedes in einer geradezu packenden Übereinstimmung offenbarten.

Zeitgleich zum Konzert wurde der Liederabend im Übrigen auch als Livestream im Internet ausgestrahlt, allerdings wäre auch in der nur schütter besetzten Oper noch mehr Platz als genug gewesen.

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