Die Wüste lebt

Alpine Gebirgszüge, Schluchten und Höhlen, Blumen und reflektierende Wasseroberflächen - Eva Maria Schöns Reihe "Carbon Papier" ist im AnBau 35, dem Ort für zeitgenössische Kunst in Bonn, zu sehen

Die Wüste lebt
Foto: Fischer

Bonn. Auf einem Tisch hat Eva-Maria Schön Kostproben eines Materials ausgelegt, das durch den Fortschritt der Technik weitgehend überflüssig geworden ist: Kohlepapier. Man kennt die blauen, schwarzen Bögen, deren Innenleben Pigmente und Wachs bilden.

Für ihre noch nicht abgeschlossene Werkreihe "Carbon Papier" entdeckt die bei Klaus Rinke ausgebildete Foto- und Installationskünstlerin rote Varianten ihres neuerlichen Basismaterials.

Schrift, Wort und dadurch ausgelöste Bildvorstellungen verkörperten die Angelpunkte ihrer im Rahmen von StadtKunst 2002 an Litfasssäulen präsentierten Arbeiten.

Mit der Konzentration auf das als Katalysator von Schriftzeichen dienende Kohlepapier vollzieht sich eine weitere Stufe der Verknappung.

Wie die Arbeiten belegen, reagiert der Werkstoff extrem empfindlich. Auf der Basis von geringfügigen Gesten, sachten Berührungen oder Knicken und Draperien entstanden ist eine frappierende und fesselnde Fotoserie.

Dank ausgeklügelter Lichtregie und Perspektivik wird der Betrachter konfrontiert mit malerischen, teils geradezu neoromantischen Naturlandschaften. In alpine Gebirgszüge, Schluchten und Höhlen, Blumen und reflektierende Wasseroberflächen schleicht sich unmerklich ein Fremdkörper ein: Es ist die Wüste Gobi.

AnBau 35, Ort für zeitgenössische Kunst, Adolfstraße 35; bis 17. Dezember. Mi-Fr 16-18.30 Uhr

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