Die "tiefe russische Seele" hat ausgedient
Cello und Klavier im Kammermusiksaal des Bonner Beethoven-Hauses
Bonn. In den Staaten der ehemaligen Sowjetunion ist eine Generation junger Musiker nachgewachsen, die der auch zu Zeiten des Sozialismus eifrig gepflegten, weil devisenträchtig exportierbaren Tradition einer abgründig tiefen russischen Seele allmählich zu entfliehen scheint.
Der Cellist Emil Rovner gehört dazu, ebenso die Pianistin Mara Mednik. Als Duo bestritten die beiden den Programmpunkt "Rußland" der Reihe "Beethoven international" im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses mit Beethovens vierter Sonate für Violoncello und Klavier (op. 102, Nr. 1) sowie einigen Bearbeitungen von Werken Robert Schumanns, Peter Tschaikowskys und Efrem Zimbalists.
Zuvor allerdings präsentierte Rovner Kristof Pendereckis taufrische, Johann Sebastian Bach gewidmete Suite für Cello solo, eingebettet in die Sarabanden der G- und der C-Dur-Suite des großen Vorbilds. Dieses Kurzschließen von Quelle und produktiver Rezeption ließ einmal mehr deutlich werden, wie progressiv die Cello-Suiten Bachs immer noch wirken, wenngleich Rovner das tänzerische Moment vernachlässigte und ein äußerst gedehntes Zeitmaß wählte - vielleicht gerade, um ein gewisses Insistieren Pendereckis in den Ecksätzen zu unterstreichen.
Im finalen Allegro vivace von Beethovens C-Dur Sonate kehrte Rovner dann den Schalk heraus. Die kantablen Passagen hingegen realisierte er im Einklang mit seiner Begleiterin mit großer Sanftmut. Auch Schumanns Adagio und Allegro op. 70 atmete sanft drängende Liedhaftigkeit. Tschaikowskys aus einem Streichquartett destilliertes Andante cantabile kam dann aber doch ein wenig sentimental und mit leichter Salon-Attitüde daher.
Virtuoses dann zum Schluss: Zimbalists technisch vertrackte Fantasie über Rimski-Korsakovs Oper "Der goldene Hahn" in der halsbrecherischen Bearbeitung durch den Interpreten. Nicht alles wollte dem Heißsporn hier in Perfektion gelingen.